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[755] I. Handel. Die Statistik des Handelsverkehrs erstreckt sich nur auf den Außenhandel in Waren (ohne Edelmetalle); die großen Umsätze im Binnenhandel lassen sich nicht erfassen. Die folgenden Angaben sind hauptsächlich den zuverlässigen Aufstellungen Scott Kelties und Jurascheks entnommen. Doch entsprechen die Zahlen nicht den tatsächlichen Verhältnissen, denn die Ein- und Ausfuhrwerte werden verschieden berechnet und die Einfuhr wird sorgfältiger überwacht, so daß alle Länder zusammen stets einen Einfuhrüberschuß aufweisen. Trotzdem gibt die Statistik ein allgemeines Bild von den umgesetzten Werten. Die Durchfuhr ist dabei unberücksichtigt geblieben, so daß nur der eigentliche Spezialhandel (s. Handel) erscheint. Da dieselbe Ware in der Ausfuhr des einen und in der Einfuhr des andern Landes angerechnet wird, so erhält man den wirklichen Wert der in der ganzen Welt nachweisbar in den Handel gelangenden Warenmengen durch Herabsetzung des Gesamtumsatzes (Tabelle B) um die Hälfte. Die Angaben für die einzelnen Weltteile (Tabelle A) bedeuten nicht deren gegenseitigen Güteraustausch, sondern enthalten auch den Austausch der einzelnen Länder innerhalb jedes Erdteils.
II. Die Handelsmarine besteht aus den Kauffahrteischiffen (s. Kauffahrer) mit Einschluß der Lootsen-, Hochseefischerei-, Bergungs- und Schleppfahrzeuge, sowie der auf den großen amerik. und asiat. Binnenseen fahrenden Schiffe, aber ohne die Seefahrzeuge von nicht europ.-amerik. Bauart und Takelung, wie die chines. Dschonken und die Kanus in der Südsee. Im weitern Sinne gehören auch die Hafen- und Flußfahrzeuge dazu.
Schon 2000 Jahre v. Chr. haben die Ägypter im Nildelta Schiffahrt getrieben. Nach den aus der Bibel bekannten genauen Maßen der Arche Noah ist dieses Fahrzeug schon systematisch gebaut worden. Zur Zeit der Weltherrschaft Roms hat im Mittelmeer eine bedeutende Handelsflotte bestanden, denn diese Stadt mit ihren 2 Mill. E. verlangte eine ungeheure Zufuhr von Lebensmitteln. Über Gibraltar hinaus sind die Schiffe aber erst in spätröm. Zeit gekommen. Seitdem hat sich die Schiffahrt unter der Leitung mehrerer Nationen ständig entwickelt, von denen jede eine Zeitlang die Vorherrschaft besaß. Wie England jetzt, so haben die Italiener, Spanier, Portugiesen, Holländer, die Hansa etc. früher die Herrschaft auf dem Meere gehabt. Im Altertum und im Mittelalter dienten die Schiffe häufig gleichzeitig dem Kampf und dem Handel, ja zu gewissen Zeiten haben alle sog. Handelsschiffe Seeraub getrieben. Die Entdeckung von Amerika und die des Seewegs nach Ostindien hatten eine große Zunahme der Handelsflotte im Gefolge, doch hatten die Schiffe noch nicht die jetzigen Formen. Das änderte sich erst im 17. Jahrh., als sich die Handelsflotte an Zahl der Schiffe, wie auch in der Form den Ansprüchen der Ozeanfahrt anpassen mußte. Im 18. Jahrh. traten in der Takelung wichtige Verbesserungen ein, die turmartigen Verdeckaufbauten verschwanden, die Schiffskörper wurden schlanker und länger und der Tonnengehalt im Durchschnitt größer. Das letzte Drittel des 18 Jahrh. war eigentlich die große Zeit der Segelschiffahrt. Infolge der Anstrengungen, die Fahrt zu beschleunigen, konnten die Segelschiffe fast bis zur Mitte des 19. Jahrh. den Wettbewerb mit den noch primitiven Dampfern aushalten. Als das kaliforn. und austral. Goldfieber ausbrach, genügte die erreichte Schnelligkeit nicht mehr. Die Amerikaner traten mit einem neuen Typ, den Klippern, in Wettbewerb, und schließlich ist auch der Wettbewerb mit den Dampfern in bezug auf die Form von günstigem Einfluß auf den Bau von Segelschiffen gewesen. In der Neuzeit sind die Segel von dem Dampf zurückgedrängt worden, doch werden auch heute noch für gewisse Fahrten und Ladungen Segelschiffe bevorzugt; bes. leisten sie in der Küstenfahrt gute Dienste. Aber auch auf dem Meere werden die großen Segelschiffe in absehbarer Zeit nicht ganz verschwinden. So wird z. B. die Fahrt nach der Westküste von Amerika und zurück noch vorwiegend von Segelschiffen gemacht. England unterhält für den Transport von Getreide aus Kalifornien und von Salpeter aus Chile noch eine große Flotte von ausgezeichneten Segelschiffen. Hier tut sich aber auch Deutschland und bes. Hamburg (Reedereien F. Laeisz und B. Wehncke Söhne) hervor. Zwischen beiden Reedereien besteht ein Wettstreit in bezug auf die schnellste Reise zwischen der Westküste und dem Kanal. Erstere besitzt die beiden einzigen Fünfmastschiffe, Potosi und Preußen; ein Siebenmastschiff ist 1902 in Massachusetts vom Stapel gelaufen. Über die Entwicklung der Dampfer s. Beilage: Dampfschiffahrt.
Die Größe eines Handelsschiffs wird in Registertons (sein Innenmaß) ausgedrückt, die eines Kriegsschiffs als Wasserverdrängung (s. Deplacement) bezeichnet. Nach der Registertonnage werden die Abgaben des Schiffs (Tonnengelder) berechnet. Die Tragfähigkeit des Schiffs bedeutet dagegen die Fähigkeit zu erwerben. Deshalb ist vom Gesichtspunkte des Reeders dasjenige das beste Schiff, welches bei geringer Registertonnage eine möglichst große Tragfähigkeit besitzt. Die Tonnage wird durch das Vermessungsamt des Heimatlandes nach bestimmten Vorschriften festgestellt. Deutschlands und Frankreichs Vermessungsarten sind nicht wesentlich verschieden und auf dem engl. Meßverfahren gegründet, weshalb die Meßbriefe gegenseitig anerkannt werden. Aber auch andere Länder, z. B. Rußland, lassen den deutschen Meßbrief gelten. Für die Statistik darf allerdings die Verschiedenheit des Verfahrens bei Beurteilung der nachfolgenden Ziffern nicht außer acht gelassen werden. Immerhin ist die Statistik der großen Klassifikationsgesellschaften, wie des British Lloyd, des Bureaus Veritas etc. das beste, was es gibt.
Das bedeutende Überwiegen der Segelschiffräumte Nordamerikas über die Deutschlands hat seinen Grund darin, daß dort die Verhältnisse an der Küste die Verwendung zahlreicher Segelschiffe zulassen. Die Tonnage der Schiffe wächst beständig, bes. bemerkenswert ist aber das Bestreben, die Schiffe immer größer zu bauen. Deshalb muß man bei Vergleichen mit frühern Jahren nicht die Zahl der Schiffe, sondern den Tonnengehalt beachten.
Im Bau begriffene Schiffe Ende 1904.
Im J. 1904 vom Stapel gelaufene Schiffe.
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