[920] Das Ackerbaudepartement der Ver. Staaten von Amerika gibt für Anfang 1906 den Viehbestand auf den Formen und den Viehwirtschaften in folgender Weise an:
Nach derselben Quelle (zum Teil nach Schätzungen):
Während die Bestände an Pferden, Eseln und Maultieren, Rindvieh, Schweinen und Ziegen fast in allen Ländern sich im Laufe der Jahre nicht wesentlich verändert haben, im allgemeinen eine stetige Zunahme aufweisen, haben nur die Schafe in ihrer Zahl geradezu auffallend abgenommen. Die nahezu alleinigen Ausnahmen bilden die Vereinigten Staaten von Amerika, Rußland, Argentinien und kleinere Länder in Südamerika und Afrika (Transvaal).
Diese Abnahme ergibt einen trüben Ausblick für die Beschaffung der unentbehrlichen Wolle. Die Wollproduktion der Erde wird auf 112.000 T geschätzt, von denen im Durchschnitt der letzten Jahre in Tonnen entfielen auf:
Deutschland | 23000 |
Balkanstaaten | 35800 |
Österreich-Ungarn | 31000 |
Ver. Staat. v. Amerika | 141000 |
Großbritannien | 65000 |
Argentinien | 185000 |
Frankreich | 51000 |
Uruguay | 46000 |
Spanien | 50500 |
Australien | 220000 |
Italien | 10200 |
Britisch-Indien | 42000 |
Rußland | 176000 |
Britisch-Südafrika | 46000 |
Der inländische Viehhandel ist sehr bedeutend, doch fehlen darüber alle ziffermäßigen Angaben. Die Zollstatistik gibt dagegen über Ein- und Ausfuhr Mitteilungen, freilich fast in jedem Lande nach anderm Schema. Um ein zutreffendes Bild zu erhalten, muß man nicht nur die Ein- und Ausfuhr der lebenden Schachttiere, sondern auch deren genießbare Produkte an Butter, Käse, Fleisch, Schmalz u. dgl. in Betracht ziehen.
Der auswärtige Handel des Deutschen Reichs in V. und Viehprodukten umfaßte 1904 und 1905:
Eine Vergleichung mit andern Ländern, deren Statistik eine solche zuläßt, ergibt die nachfolgenden Ergebnisse:
In den meisten Ländern werden bei der Einfuhr von V. Viehzölle erhoben, die nahezu überall in den letzten Jahren Steigerungen erfahren haben. Zurzeit ist die Einfuhr nur in Großbritannien, Rußland, Dänemark und Holland zollfrei. Die Erhebung des Zolls erfolgt sehr selten nach dem Gewicht, auch nicht nach dem Werte, sondern meist nach der Stückzahl für jede Tiergattung nach verschiedenen Sätzen. Für Schlachtvieh gelten in der Regel höhere Zölle als für zur Aufzucht eingeführtes sog. Zuchtvieh. Nach dem Zolltarifgesetz vom 25. Dez. 1902 betragen die deutschen Einfuhrzölle für Vieh und Viehprodukte: lebendes Vieh: 90, 180, 360 M für Pferde im Werte bis 1000, von 1000 bis 2500, über 2500 M das Stück, 30 M für Maulesel; für 1 dz (Lebendgewicht) Rindvieh, Schafe und Schweine 18 M, für Gänse 0,70 (Stück) oder 24 M (dz), für Hühner aller Art 6 M (dz); Fleisch und Zubereitungen von Fleisch: Fleisch (außer Schweinespeck) und genießbare Eingeweide von Vieh (außer Federvieh) 1 dz 45 M (frisch, auch gefroren), 60 M (einfach zubereitet), 120 (zum feinern Tafelgenusse zubereitet), Schweinespeck 36 M, Federvieh und Haarwild 30 M (geschlachtet, auch zerlegt, nicht zubereitet), 35 M (gespickt oder sonst einfach zubereitet), 75 M (zum feinern Genusse zubereitet), Federwild 45 M (nicht lebend, auch zerlegt, nicht zubereitet), 60 M (gespickt oder sonst einfach zubereitet), 75 M (zum feinern Tafelgenusse zubereitet); Fleischextrakt, Fleischbrühtafeln, Fleischpepton 30 M, Würste aus Fleisch von V., Federvieh oder Wild 70 M.
Um die mit Recht sehr gefürchteten Viehseuchen fernzuhalten, wird das einzuführende V., sobald im Ausfuhrlande eine ansteckende Viehkrankheit ausgebrochen ist, mehr oder weniger strengen Vorsichtsmaßregeln unterworfen, die in schlimmern Fällen bis zur vollen Einfuhrsperre ausgedehnt werden.
Aus den viehreichern überseeischen Ländern, namentlich aus den Ver. Staaten von Amerika, Argentinien, Australien, gelangt das Schlachtvieh meist nicht lebend, sondern entweder bereits geschlachtet, in Eis verpackt, gesalzen, gepökelt, oder in einer weiter verarbeiteten Form als Wurst, Schinken, Speck, Zungen, in verlöteten Gefäßen etc. nach Europa. Für diese eingeführten Fleischwaren hat sich an den Einfuhrhäfen erst recht eine scharfe Überwachung als notwendig erwiesen. Die geradezu unglaublichen, erst 1906 veröffentlichten Mißstände des Vieh- und Fleischmarkts in Chicago können nicht verfehlen, die Zufuhr amerik. Fleischwaren sehr zu beeinträchtigen.
Schlachtviehpreise. Infolge des trocknen Sommers und Futtermangels 1904 sind die Preise in Mitteleuropas erheblich gestiegen und erst 1906 wieder zurückgegangen. Gezahlt wurden in Berlin für 50 kg in Mark:
Annähernd wie in Deutschland sind auch in den Nachbarländern die Viehpreise gesunken, dagegen behaupten Mitte 1906 die Fleischpreise meist noch den hohen Stand von 1905.
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