Identitätsurteil

[494] Identitätsurteil (Identisches Urteil) ist ein Urteil, welches ein Object identificiert, d.h. ein A als A bestimmt, anerkennt, also den Inhalt von Subject und Prädicat als identisch setzt. Es gibt »formal« und »real« identische Urteile.

STILPO und ANTISTHENES anerkennen nur Identitätsurteile: auto gar kath' hauto hekaston onomasai monon eiê, proseipein de ouden allo dynaton, outh' hôs estin, outh' hôs ouk estin (Plat., Theaet. 201). ANTISTHENES meint: Das Eine kann nicht vieles sein, es kann von ihm nur wieder das Eine ausgesagt werden: adynaton ta te polla hen kai to hen polla einai, kai dêpon chairousin ouk eôntes agathon legein anthrôpon, alla to men agathon agathon, ton de anthrôpon anthrôpon (Plat., Sophist. 251 B). Antisthenês ôeto euêthôs mêden axiôn legesthai plên oikeiô logô hen eph' henos (Aristot., Met. V 29, 1024 b squ.). – Nach GOCLEN ist ein Identitätsurteil (»identica«) »praedicatio eiusdem de eodem« (Lex. philos. p. 212). Den Nutzen identischer Urteile betont (gegenüber LOCKE) LEIBNIZ mit dem Hinweis darauf, daß »les propositions identiques les plus pures et qui paraissent les plus inutiles, sont d'un usage considérable dans l'abstrait et général« (Gerh. V, 344 ff.; III, 224 ff.). – Nach B. ERDMANN ist ein identificierendes Urteil »ein Satz, dessen Prädicat lediglich das Subject in anderer Beziehung wiederholt« (Log. I, 1,2, 302 f.). WUNDT erklärt: »Bei dem formal identischen Urteil besitzen Subject und Prädicat eine identische Form, bei dem real identischen ist der Ausdruck beider Begriffe ein verschiedener, aber diese werden wegen ihres übereinstimmenden Inhaltes identisch gesetzt« (Log. I, 170 ff.). »Wir bezeichnen einen jeden Schluß, der aus zwei Identitäten eine dritte folgert, als einen Identitätsschluß. Die beiden Zwecke, denen der Identitätsschluß dienen kann, sind: 1) Ableitung einer neuen Definition aus zwei gegebenen Definitionen und 2) Ableitung einer neuen Gleichung aus zwei gegebenen Gleichungen« (l.c. I, 291). Vgl. Identität.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 494.
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