Illusionismus

[497] Illusionismus: Ansicht, daß alles Illusion, Täuschung, Schein (s. d.) sei (theoretischer Illusionismus) und daß alle Werte nur Scheinwerte seien daß das Leben, das Dasein keinen wahrhaften Wert habe (praktischer Illusionismus) endlich daß die sittlichen Wertungen nur Scheinwertungen, nicht objectiv geforderte Wertungen seien (ethischer Illusionismus).

Der theoretische Illusionismus ist eitle extreme Form des erkenntnistheoretischen Idealismus (s. d.) und des Skepticismus (s. d.) und Subjectivismuß (s. d.). Rein hypothetisch-methodologisch spricht ihn FÉNÉLON aus: »Tous ces êtres... peuvent avoir rien de réel et n'être qu'une pure illusion qui se passe toute entiere en dedans de moi seul« (De l'ex. de[497] Dieu p. 120). Illusionistisch ist die Lehre der Veda-Philosophie und des Buddhismus sowie die Metaphysik SCHOPENHAUER, nach welcher die raum-zeitliche Außenwelt nur »Schleier der Maya«, »Phantasmegorie«, »Gehirphänomen« ist. Nach NIETZSCHE steckt die menschliche Erkenntnis (s. d.) von Illusionen. – Dem praktischen Illusionismus huldigen SCHOPENHAUER und (weniger scharf) E. V. HARTMANN. Den ethischen Illusionismus vertreten einige Sophisten, STIRNER U. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 497-498.
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