Bayle, Pierre

[50] Bayle, Pierre, geb. 1647 zu Carlat als Sohn eines reformierten Predigers, studierte bei den Jesuiten scholastische Philosophie, war Prof. d. Philos. in Sedan und Rotterdam, gest. 1760. In der 1737 (aus seinem Nachlaß) herausgegebenen Schrift: Système de la philosophie ist B. Kartesianer, sonst meist skeptisch, vor allem in dem für die Geschichte der Aufklärung sehr wichtigen Dictionnaire historique et critique, 1695-97, 1702, 1740, 1820; deutsch 1741-1744; 1797-98 (nur die philosophischen Artikel). Oeuvres diverses. 1727-1731, 1737.

Bayles Stärke liegt in seiner Kritik, wie er denn auch die Anschauung hat, daß die menschliche Vernunft nur in der Feststellung von Irrtümern stark sei. Wissen und Glauben stehen in schärfstem Gegensatze zueinander, wobei B. sich insofern schwankend verhält, als er zuerst für das Wissen, dann aber für die Rechte des Glaubens eintritt; der Gemütsbedürfnissen dient. Unglaube, erklärt er als Aufklärer, ist besser als Aberglaube; Toleranz ist zu üben, ein Staat von Atheisten ist durchaus möglich. Es gibt selbstgewisse Gesetze der Vernunft und des Willens, eine vom ursprünglichen Lichte (vgl. damit das »lumen naturale« Descartes') erleuchtete Einsicht. Die kirchlichen Dogmen widersprechen der Vernunft, sind aber zu glauben.

Vgl. DES MAIZEAUX, La vie de P. B., 1730. – L. FEUERBACH, P. Bayle, 1838, 2. A. 1844. – W. BOTIN, P. Bayle, 1905.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 50.
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