Boëthius, Anicius Manlius Torquatus Severinus

[66] Boëthius, Anicius Manlius Torquatus Severinus, geb. um 480 n. Chr. in Rom, war Staatsmann und Günstling des Königs Theodorich, wurde später bei diesem verdächtigt, ins Gefängnis geworfen und 525 hingerichtet. Er verfaßte viele Übersetzungen und Kommentare, u. a. Commentarii in libr. Aristotel. peri hermên., 1877. In Isagogen Porphyrii comment., 1906 (diente im Mittelalter als Schulbuch). Ferner Arbeiten über die Schlüsse, über Einteilung u. dgl. Seine Hauptschrift ist die (im Gefängnis entstandene) Trostschrift: De Consolatione philosophiae, 1473, 1871, deutsch in der Reclam'schen Bibliothek.

Die Bedeutung des B. liegt vor allem darin, daß er im Mittelalter lange Zeit der eigentliche Vermittler der Aristotelischen Philosophie war. Er genoß ein solches Ansehen, daß er schlechthin als »auctor« bezeichnet wurde. Seine eigene Philosophie ist platonisch-stoisch gefärbt. Sie ist in der »Consolatio« (Prosa und Verse vermischt) enthalten. Die »Philosophie« erscheint dem B. und. zeigt ihm, daß das wahre Glück in uns selbst wohnt, uns nicht genommen[66] werden kann. Das Böse ist etwas Nichtiges; auch das Übel gereicht zum Guten. Auf Gott, dessen Vorsehung alles weiß und leitet, ist zu vertrauen.

Vgl. FR. NITZSCH, Das System des B., 1860. – A. HILDEBRAND, B. u. seine Stellung zum Christentum, 1885.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 66-67.
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