Boström, Christopher Jakob

[72] Boström, Christopher Jakob, der bedeutendste schwedische Philosoph, geb. 1797 in Pitea, seit 1840 Professor d. Philosophie in Upsala, gest. 1866.

B.s Lehre ist ein »rationaler« Idealismus und spiritualistischer (von Leibniz beeinflußter) Personalismus. Alles Sein ist an sich Selbstbewußtsein, persönlich, es besteht aus Monaden, geistigen persönlichen (d.h. in irgend welchem Grunde empfindenden oder bewußten) Wesen, und die Außenwelt als solche ist Inhalt des Erlebens oder Bewußtseins der persönlichen Wesen, eine Erscheinung der geistigen oder übersinnlichen Welt. (Objektiver Phänomenalismus.) So ist auch der Leib nur die Erscheinung der Seele des Geistes. Das Geistige ist »das einzig Wirkliche und ursprünglich Seiende«. Gott ist die absolute, unendliche Persönlichkeit, in der alles enthalten ist (Panentheismus). Denn das Absolute kann, als das Vollkommene, nichts außer sich haben. Es ist über Raum, Zeit und Veränderung erhaben, ist reines Selbstbewußtsein. Die Momente des Absoluten sind Subjekte und Zentren für die Auffassung ihrer selbst. Es gibt eine Stufenordnung niederer und höherer Wesen im Absoluten. Gott ist absolute Persönlichkeit und zugleich ein Reich persönlicher Geister. Die sinnliche Welt ist nicht ohne Gott, aber Gott setzt jene nicht voraus. Die persönlichen Wesen sind die ewigen Ideen Gottes, dessen Leben über Raum und Zeit erhaben ist und allem immanent ist. Die Körper als[72] solche sind Phänomene, d.h. die Art und Weise, wie das Sein sich den einzelnen Geistern in den subjektiv-relativen Anschauungsformen (Raum und Zeit) darstellt. – Die Sittlichkeit besteht darin, an der Realisierung unserer Idee und des Reiches Gottes, der Vernunft zu arbeiten. Die Gesellschaft ist ein Organismus, eine eigene göttliche Idee, welcher Persönlichkeit und Wille zukommt. – Schüler B.s sind Ribbing, Nybläus, Sahlin u. a. (vgl. Ueberweg-Heinze, Grundr. IV10, S. 600 ff.).

Schriften: 1883-1901. – Vgl. Philos. Monatshefte, 3. Bd., 1869.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 72-73.
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