[82] Buridan. Johannes, geb. in Bethune gegen Ende des 13. Jahrh., Schüler Occams, Rektor in Paris, gest. nach 1350.
B. ist Nominalist. Er hat sich besonders mit dem Problem der Willensfreiheit beschäftigt und die Frage, ob der Wille unter gleichen Umständen sich für oder gegen etwas entscheiden, das Entgegengesetzte wollen könne, für unlösbar erklärt, also hier eine Antinomie gefunden, wobei der Verstand eher für den Determinismus, der Glaube und die Moral für den Indeterminismus spricht. Wille und Verstand sind nur zwei Äußerungen der Seele, welche denkt und will. Der Wille richtet sich nach dem Urteil, kann aber die Entscheidung aufschieben. Von dem »Esel des Buridan«, der zwischen zwei gleichen Heubündeln[82] stehend verhungern müßte, weil er von beiden Seiten gleich stark motiviert würde, findet sich in den Schriften des B. nichts, wohl aber etwas Ähnliches bei Aristoteles (De coelo II, 13) und Dante (Paradis, IV). Auch von der »Eselsbrücke« (zur Auffindung des Mittelbegriffs in Schlußfiguren) ist nicht die Rede.
SCHRIFTEN: Summa de dialectica, 1487, – Compendium logicae, 1489. – Kommentare (»Quaestiones«) zu Aristotel. Schriften, 1516 u. ff. – Vgl. PRANTL, Gesch, d. Log. IV.