[83] Busse, Ludwig, geb. 1862, 1887-92 Prof. in Tokio, dann in Königsberg und Münster, gest. 1907.[83] B. ist hauptsächlich von Lotze beeinflußt. Tatsachen, Prinzipien und Werte sind das Inventar der Wirklichkeit, mit dem es die Philosophie in ihren verschiedenen Teilen zu tun hat. In der Erkenntnislehre ist B. kritischer Realist (»Korrelativismus«), indem er die vom Erkennen unabhängige Existenz der Außendinge annimmt. Die Zeit ist keine bloß subjektive Anschauungsform. Denn da seelisches Sein ohne Zeit nicht denkbar ist das Seelische (Bewußtsein im weitesten Sinne) eine absolute Realität ist und wir das An sich der Dinge als seelisch auffassen müssen, so gehört die Zeit zur Existenz der Dinge selbst, wenn auch die Raumform als solche subjektiv ist. An sich sind die Dinge Komplexe von Monaden, da alles Sein »Für sich sein« ist; die Monaden sind relativ selbständige Modi des göttlichen Wesens, des Weltgrundes.
Die Seele ist eine Monade, welche mit dem Leibe in Wechselwirkung steht. In ausführlicher Weise erörtert B. alles, was gegen den psychophysischen Parallelismus aller Arten und für die psychophysische Wechselwirkung spricht. Die parallelistische Theorie vermag zu den geistigen Werten, zur geistigen Aktivität und Freiheit und vor allem zur Einheit des Bewußtseins kein physiologisches Korrelat aufzuweisen und führt zum psychologischen Automatismus, der aber undurchführbar ist. Wieder das Kausalprinzip noch das Prinzip der Konstanz der Energie (Äquivalenzprinzip) machen die psychophysische Wechselwirkung unmöglich; der Satz der »geschlossenen Naturkausalität« aber ist nur eine »petitio principii«.
SCHRIFTEN: Philos. u. Erkenntnistheor,, 1894. – Leib u. Seele, Zeitschr. f. Philos., Bd. 114, 1889. – Die Wechselwirkung zwischen Leib u. Seele, 1900. – Geist u. Körper, Seele u. Leib, 1903. – Wechselwirk, oder Parellelismus, Zeitschr. f. Philos., Bd. 116, 1900. – Zur Beurteil. d. Utilitarism., Z. f. Ph., Bd. 105 u. a.