[88] Carriere, Moritz, geb. 1817 in Griedel (Hessen), seit 1853 Prof. in München, gest. 1895.
C. ist erst von Hegel, dann von J. H. Fichte u. a. beeinflußt. Er lehrt einen, Panentheismus, nach welchem Gott in der Welt sich entfaltet und die Welt in Gott ist. Gott ist »Einheit in der Allheit«, das »Ich des Universums«, Geist, Persönlichkeit. Die Geister sind »seine einzelnen Willensakte, die sich in ihm zur Selbständigkeit erheben, weil er nach seiner Freiheit nur in freien Wesen offenbar werden kann« (Ästhet, I, 46; Sittl. Weltordn. S. 384; »Semipantheismus«). Materie ist die Veräußerlichung, Bewußtsein die Verinnerlichung der Kraft. Alle Kräfte verbinden sich zur Harmonie einer einheitlichen, sittlichen Weltordnung. Die Kraft ist die Substanz der Dinge, das All ein »System von Kräften«, von denen ein Teil »selbstseiend« ist. Der weltordnende sittliche Geist benutzt die Natur für seine Ziele. In der Einigung des individuellen mit dem allgemeinen Willen besteht das sittlich Gute. Schön ist die[88] Form nur als »Ausdruck des Innern«, die »Idee, welche ganz in der Erscheinung gegenwärtig, die Erscheinung, welche ganz von der Idee gebildet und durchleuchtet ist« (Ästhet, I, S. VII ff., 70).
SCHRIFTEN: Die philos. Weltanschauung d. Reformationszeit, 1847, 2. A. 1886. – Ästhetik, 1859, 3. A. 1885. – Die Kunst im Zusammenhange der Kulturentwickl. u. d. Idee d. Menschheit, 1863 ff., 3. A. 1877 ff. – Über d. sittliche Weltordnung, 1877, 2. A. 1890. – Erkennen, Erleben, Erschließen, 1893. – Gesammelte Werke, 1886-93.