[94] Clarke, Samuel, geb. 1675 in Norwich, studierte in Cambridge Mathematik und Philosophie, später Theologie, trat energisch für Newtons Lehren ein, wurde Pfarrer in London und starb 1729.
In theoretischer Beziehung schließt sich Cl. an Newton an; wie dieser betrachtet er den Raum als das »Sensorium Gottes«. Das Dasein Gottes, die Unsterblichkeit der Seele, die Willensfreiheit sucht er sicherzustellen. In seiner Ethik nimmt er einen intuitionistisch-objektivistischen Standpunkt ein. Das Sittengesetz ist von unserem Willen unabhängig und beruht letzten Endes auf dem Willen Gottes, der die Welt nach (in der Natur der Dinge selbst liegenden) bestimmten Verhältnissen und Gesetzen eingerichtet hat, die zur Harmonie des Ganzen zusammenwirken sollen. Es ist nun oberstes Sittengesetz, die Dinge ihrer Eigenart gemäß nach ihrem Verhältnis zu anderen Dingen und zur Weltharmonie zu behandeln (Works II, 60 ff.). Auf der Angemessenheit (»fitness«) der Verhältnisse der Dinge und deren Behandlung beruhen unsere Pflichten. Unsere Nebenmenschen sind als vernünftige Wesen zu behandeln und daher Selbstzwecke.[94]
Schriften: A demonstration of the being and attributes of God, 1705-6; deutsch 1756. – A discourse concerning the unchangeable obligations of natural religion, 1708. – Remarks upon a book entitled a philosophical enquiry concern. hum. liberty, 1715. – Cl.s Briefwechsel mit Leibniz in: A collection of papers, 1717; deutsch 1720. – Werks, 1738-42. – Vgl. R. ZIMMERMANN, Cl.s Leben u. Lehre, 1870.