Edwards, Jonathan

[148] Edwards, Jonathan, geb. 1703 in Windsor (Connecticut), gest. 1758 in Princeton, amerikanischer Theologe und Philosoph.

E. lehrt einen von Malebranche und Berkeley beeinflußten, in manchem schon an Kant erinnernden Idealismus (bezw. Spiritualismus). Die Körper haben keine selbständige Existenz, sie existieren an sich nur in Gott, sind nur »constant exertions of divine power«. Die Körperwelt ist nur ideell (»ideal one«), ein Inbegriff von Ideen nach festen Gesetzen (»the law of creating and the succession of these ideas is constant and regular«). Alles ist im göttlichen Geiste, der alles umfaßt (»all-comprehending mind«) enthalten. Ohne Gott können wir nicht sein. Gott ist der unendliche Raum (»space is God«). Die Zeit ist ebenfalls etwas Geistiges (»mental succession«). Raum und Zeit sind ideal wie die Dinge (»that the existence of all exteriors things is ideal«). Gott ist Aktivität, Energie, Vernunft und Wille. Die Seele ist in ihrem Wirken Gott analog, sie steht mit Gott, in dem sie lebt, in Verbindung, wird von ihm erleuchtet. Von der konstanten, stetigen Schöpferkraft und dem Willen Gottes ist alles abhängig. Das Universum ist die Selbstoffenbarung Gottes und seiner unaufhörlichen Aktivität. Wahrheit ist nach E. die Übereinstimmung unserer Ideen mit den Ideen Gottes (»the consistency and agreement of our ideas with the ideas of God«). Die Erkenntnis führt zu einer Reihe von Antinomien[148] (vgl. Kant); so kann z.B. die Vernunft nicht begreifen, wie die Wechselwirkung zwischen Leib und Seele möglich ist. Die Seele ist keine Substanz, sondern der Inbegriff ihrer Kräfte (»the soul is nothing besides its properties«). Die Existenz Gottes, die wir annehmen müssen, ist (wie nach Kant) nicht logisch zu beweisen (Primat der praktischen Vernunft).

Tugend ist Liebe zum Seienden (»true virtue consists in love to being in general«) je nach seiner Bedeutung, so daß die Liebe zu Gott unendlich ist. Der Zweck des Menschen ist die Ausübung seiner Kräfte im Dienste Gottes, Vervollkommnung, welche auch die Unsterblichkeit verbürgt. Moralische Triebe sind soziale Triebe (»moral agents are social agents«) und die Gesellschaft ist eine Art Stadt, in der Gott und die Bürger durch Verkehr, Gespräch (conversation) und Liebe miteinander vergesellschaftet sind. Liebe (»holy love«) ist der Kern der Religion.

SCHRIFTEN: Works, 1829, 1840. – Selections from the Unpublished Writings of J. E., 1865. – Vgl. A. V. G. ALLEN, J. E., 1889. – CURTIS, Kantians Elements in J. E.s Philos., Abh. M. Heinze gewidmet, 1906. – MC CRACKEN, J. E.s Idealismus, 1899.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 148-149.
Lizenz: