Frauenstädt, Julius

[189] Frauenstädt, Julius, geb. 1813, lebte in Berlin, gest. 1879. In den ersten Schriften erst von Hegel abhängig, vertrat F. später einen, von dem Schopenhauerschen teilweise abweichenden, Voluntarismus. Die Vielheit der Individuen ist mehr als bloßer Schein (»Objektiv-phänomenaler Individualismus«); die Einheit des Weltwillens umschließt eine Vielheit relativ selbständiger Wesen. Wie der Wille ist auch das Vorstellen ein allgemeines Attribut des Seienden; der Intellekt ist ein ebenso ewiges Prinzip wie der Wille. Wie die Anschauungsformen (Raum und Zeit) ist auch die Denkform der Kausalität objektiv bedingt; die eigentliche Ursache alles Geschehens ist der Wille. Auch den Pessimismus lehnt F. ab. In der Geschichte wirken »immanente Kräfte und Triebe der menschlichen Natur«. »Das Ziel schreibt der Wille vor, den Weg zeigt der Intellekt.« Im Ästhetischen nimmt der Wille eine objektive Richtung.

SCHRIFTEN: Die Freiheit des Menschen und die Persönlichkeit Gottes, 1838. – Die Menschwerdung Gottes, 1839. – Studien und Kritiken zur Theologie und Philosophie, 1840. – Ästhetische Fragen, 1853. – Briefe über die Schopenhauersche Philosophie, 1854. – Über den Materialismus, 1856. – Briefe über die natürliche Religion, 1858. – Das sittliche Leben, 1866. – A. Schopenhauer. 1868. – Blicke in die intellektuelle, physische und moralische Welt, 1869. – Schopenhauer-Lexikon, 1872. – Neue Briefe über die Schopenhauersche Philosophie, 1876, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 189.
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