Göring, Carl

[210] Göring, Carl, geb. 1841, Prof. in Leipzig, gest. 1879.

G. ist kritischer Empirist und Positivist, da er alle Erkenntnis auf Erfahrung und Tatsachen derselben basiert. Die Aufgabe der philosophischen Kritik ist es, »den festen Punkt aufzuzeigen, von welchem alles Erkennen und Wissen ausgeht«. Es gibt eigentlich weder ein A priori noch ein A posteriori; das eine ist nicht früher als das andere, sondern »der subjektive und der objektive Faktor sind gleichzeitig in der Erkenntnis verbunden«. Das unmittelbare Bewußtsein, das subjektiv gewisse Erkennen liegt in der Sinneswahrnehmung, aber erst das vermittelte Wissen, welches in Schlüssen, Urteilen, Begriffen besteht, ist das Werkzeug der wissenschaftlichen Erkenntnis (Betonung der Bedeutung der Sprache, des »namentlichen« Wissens). Wahrheit und Irrtum liegen nur im vermittelten Wissen. Urteil und Begriff beruhen schon auf einem sprachlosen, primitiven Schluß. Der Wille ist an sich unbewußt, blind; er ist determiniert.

SCHRIFTEN: System der kritischen Philosophie, 1874-75. – Über die menschliche Freiheit und Zurechnungsfähigkeit, 1876. – Über den Begriff der Erfahrung, Vierteljahrsschr. f. wissenschaftl. Philosophie Bd. 1-2, 1877-78.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 210.
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