Grotius, Hugo

[216] Grotius, Hugo (Huig de Groot), geb. 1583 in Delft, Generaladvokat, Mitglied der Generalstaaten, lebte zehn Jahre in Paris, wurde dann schwedischer Gesandter am französischen Hofe, gest. 1645 auf der Reise (in Rostock).

G., der von der Stoa, Bodin u. a. beeinflußt ist, ist der eigentliche Begründer der Völkerrechts-Theorie und des neueren Naturrechts. Vom »ius divinum«, welches auf den Geboten des alten und neuen Testaments beruht, ist das »ius humanum« zu unterscheiden. Dieses ist »naturale« (»ius naturae«) oder »voluntarium« (»ius civile«, »ius gentium«). Das Naturrecht beruht letzten Endes auf dem göttlichen Willen, würde aber auch ohne diesen gelten und kann selbst von Gott nicht geändert werden, es ist unveränderlich. Es liegt unmittelbar in der zur Geselligkeit treibenden menschlichen Natur, ist der Vernunft angemessen und die Bedingung der Erhaltung der menschlichen Gesellschaft. Die Menschen haben einen »appetitus societatis«. Das positive Recht (»ius voluntarium«) ist eine Anwendung des Naturrechts im Staate, der durch Vertrag entsteht, »iuris fruendi et communis utilitatis causa«.

SCHRIFTEN: Mare liberum, 1609 (Für die Freiheit des Handele). – De veritate religionis christianae, 1619. – De iure belli et pacis, 1625; deutsch 1869 (Philos. Bibl.; Hauptwerk). – Kommentar dazu von den beiden Cocceji, 1751. – Vgl. H. LUDEN H. G., 1806.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 216.
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