Heymans, Gerard

[266] Heymans, Gerard, geb. 1857 in Ferwerd (Friesland), Prof. in Groningen. H.s Philosophie basiert auf der Psychologie. So vertritt er denn eine psychologische Logik und Erkenntnistheorie. Die Logik fragt, »wie es zugehe. daß im Bewußtsein aus gegebenen einfacheren neue zusammengesetzte Urteile entstehen; sie versucht diesen Prozeß auf allgemeine und allgemeinste Gesetze zurückzuführen und unsere Überzeugung, daß die Ergebnisse derselben auch für die Wirklichkeit gelten müssen, zu erklären«. Die Denkgesetze haben Normcharakter. Wir treten mit apriorischen Voraussetzungen an das Gegebene heran und ergänzen dieses. Die Metaphysik ist »angewandte Erkenntnistheorie« und hat »die für unser Denken notwendigen Grundlinien des Weltbildes zu bestimmen, sofern sich dieselben aus den Gesetzen des Denkens entwickeln lassen«.

Die metaphysische Lehre H.s ist ein psychischer Monismus. Die Wirklichkeit ist primär psychisch; physisch ist sie erst sekundär, als Reihe möglicher Wahrnehmungsinhalte mit eigener Gesetzlichkeit. Was in dem einen Subjekt ein psychischer Vorgang ist, wird von einem anderen (bezw. von einem ideellen Beobachter) als Gehirnprozeß wahrgenommen. Die Gehirnvorgänge existieren also nur als Wahrnehmungsinhalte, welche durch psychische Vorgänge in einem anderen Wesen veranlaßt sind. Die Naturgesetze beziehen sich auf die möglichen Wahrnehmungen der Beziehungen zwischen den psychischen Vorgängen, welche ihre eigene Gesetzlichkeit haben. Zwischen beiden[266] Reihen und deren Gesetzlichkeiten besteht ein Parallelismus; Kausalität besteht nur innerhalb jeder Reihe. Der Panpsychismus besteht zu Recht, denn wir dürfen annehmen, daß das, was hinter den äußeren Naturerscheinungen steckt, nur der Komplikation nach vom menschlichen Bewußtsein unterschieden ist.

SCHRIFTEN: Gesetze und Elemente des wissenschaftlichen Denkens, 1890-94; 2. 1905. – Einführung in die Metaphysik, 1905. – Zur Parallelismusfrage, Zeitschr. für Psychologie d. Sinnesorgane, Bd. 17-18. – Untersuchungen über psychische Hemmangen, l. c. Bd. 21. – Psychologie der Frau, 1910, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 266-267.
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