Müller, Johannes

[482] Müller, Johannes, der berühmte Physiolog, geb. 1801 in Koblenz, seit 1833 Prof. in Berlin, gest. 1858 daselbst. = M. ist der Begründer der Lehre von den spezifischen Sinnesenergien, nach welcher jeder Sinnesnerv in apriorischer, angeborener Weise auf jeden Reiz immer mit seiner ureigenen Empfindungsqualität reagiert, woraus die vollständige Subjektivität der Sinnesqualitäten (Farbe, Ton usw.) folgt. In Kantianisierender Weise erklärt M. die Empfindungen[482] für Zeichen von an sich unbekannten Vorgängen. Diese Theorie der spezifischen Energien wurde von Helmholtz, Wundt u. a. weitergebildet und ihres extrem subjektivistischen Charakters entkleidet. M. ist noch Anhänger der Theorie einer »Lebenskraft«.

SCHRIFTEN: Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes, 1826, – Über die phantast. Gesichtserscheinungen, 1826. – Handbuch der Physiologie des Menschen, 1833-40; 4. A. 1841-44, u. a. – Vgl. DUBOIS-REYMOND, J. M., 1860.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 482-483.
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