Noiré, Ludwig

[507] Noiré, Ludwig, geb. 1829, seit 1848 Gymnasiallehrer in Mainz, gest. 1889.

N. lehrt (ähnlich wie L. Geiger u. a.) einen hylozoistischen, psychophysischen Monismus. Von Schopenhauer beeinflußt, erklärt N.: »Alles, was uns von außen als Kraft erscheint, ist innerlich Wille.« Die Dinge bestehen für uns aus Atomen und diese haben zwei ursprüngliche Eigenschaften oder Daseinsweisen: Bewegung und Empfindung. Aus diesen Eigenschaften sind unsere Anschauungsformen (Raum und Zeit) abstrahiert. Die menschliche Vernunft ist durch allmähliche Entwicklung der inneren Eigenschaft der Dinge bis herauf zum Menschengeist entstanden. Aus der inneren Erfahrung stammt der Begriff der Kausalität, den wir auf die Außendinge übertragen. Die Sprache leitet N. aus der Erleichterung her, welche das Ausstoßen von Lauten bei Erregung der Sinne und bei (besonders gemeinsamer) Muskelarbeit bereitet als Reaktion gegen die innere, durch die Muskelanstrengung hervorgebrachte Störung.

SCHRIFTEN: Die Welt als Entwicklung des Geistes, 1874. – Grundlagen einer zeitgemäßen Philosophie, 1875. – Der monistische Gedanke, eine Konkordanz der Philosophie Schopenhauers, Darwins, Robert Mayers und Lazarus Geigers, 1875. – Die[507] Doppelnatur der Kausalität, 1876. – Einleitung und Begründung einer monistischen Erkenntnistheorie, 1877. – Aphorismen zur monistischen Philosophie, 1877. – Der Ursprung der Sprache, 1877. – Das Werkzeug und seine Bedeutung für die Entwicklungsgeschichte der Menschheit, 1880. – Die Lehre Kants und der Ursprung der Vernunft, 1882. – Logos, Ursprung und Wesen der Begriffe, 1885, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 507-508.
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