Philolaos

[541] Philolaos, Zeitgenosse des Sokrates, gilt als der erste Pythagoreer, der die Lehren des Pythagoreismus schriftlich fixiert hat. Von seiner Schrift: peri physios sind Fragmente erhalten, von denen aber nur ein Teil echt ist (Nach Rose und C. Schaarschmidt ist das Ganze unecht).

Nach P. ist das Wesen der Dinge die Zahl; diese ist kenntnisspendend für alles an allen Dingen, die Bedingung aller Erkennbarkeit und Bestimmtheit der Dinge. Die Zahlen bestehen alle aus zwei Prinzipien: dem Unbegrenzten und dem Begrenzten, welche dem Geraden und Ungeraden entsprechen. Verbunden wird alles durch die Harmonie als Einheit alles Mannigfaltigen und Gegensätzlichen. Die Wurzel aller Zahlen ist die Eins. Die Eigenschaften der Dinge beruhen auf Zahlen, so die Beseeltheit auf der Sechszahl, die Vernunft auf der Siebenzahl, usw. Die Elemente: Erde, Feuer, Luft, Wasser, Äther (das fünfte Element) haben in ihren Teilen die Gestalt der regelmäßigen geometrischen Körper (Kubus, Tetraëder usw.). In der Mitte der Welt befindet sich das Zentralfeuer, der »Herd« (hestia) des Alls. Um dieses Feuer dreht sich die Erde mit der (unsichtbaren) Gegen-Erde (tên gên kineisthai kata kyklon, prôton eipein phasin Philolaon, hoi de Hiketan Syrakousion phasin, Diog. Laërt. VIII, 85). Der Körper ist ein Kerker der Seele.

Vgl. A. BÖCKH, P. des Pythagoreers Lehren, 1819. – C. SCHAARSCHMIDT, Die angebliche Schriftstellerei des P., 1864. – ZELLER, Philos. der Griechen I5. – DIELS, Fragmente der Vorsokratiker I. – R. NEWBOLD, P., Archiv f. Gesch. d. Philos. XII.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 541-542.
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