Rülf, Isaak

[617] Rülf, Isaak, geb. 1831, einer. Rabbiner in Bonn.

R. lehrt einen theistischen Monismus. Die Gegensätze (»Dualismen«) von Stoff und Kraft, Leib und Seele, Gott und Welt sind zur Einheit zu verbinden. Stoff und Kraft sind eins, d.h. es gibt keine Stoffe, sondern nur Kräfte, welche im Stoffe zur Buhe kommen (Dynamismus). Der Körper ist bloß »verwirklichte Kraft«. Die Atome sind Kraftpunkte, in denen sich die Allkraft zusammenfaßt. Die Anlage zu Leben und Seele war schon im ersten Atom vorhanden, aber die Seele selbst noch nicht. Alles ist Kraft, also auch der Geist; dieser ist die bewußte Kraft, die Kraft des Bewußtseins, die »alles Sein zu Bewußtsein verklärende und in ihrem Bewußtsein an und für sich seiende Kraft«. Der Geist bleibt ewig als das selbstbewußte freie und unsterbliche Wesen. Die Kraft wechselt, aber sie stirbt nicht. Die Welt ist die »sinnfällige Offenbarung Gottes«. Das All ist nicht Gott; Gott ist das All, die Allkraft, die Allwirksamkeit in jedem Punkte, das »allgemeine Wesen«, der absolute Geist (Allgeist, Allbewußtsein). Alle Schöpfung ist Entwicklung, alle Entwicklung fortlaufende Schöpfung des Weltalls, welches zweckmäßig ist.

SCHRIFTEN: Der Einheitsgedanke, 1880. – Wissenschaft des Weltgedankens und der Gedankenwelt, 1888. – Wissenschaft der Krafteinheit (Dynamo-Monismus), 1893. – Wissenschaft der Geisteseinheit, 1897. – Wissenschaft der Gotteseinheit (Theo-Monismus), 1903 (zusammen: System einer neuen Metaphysik).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 617.
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