Runze, Georg

[617] Runze, Georg, geb. 1852 in Woltersdorf, Prof. der protestant. Theologie in Berlin.

R. vertritt eine »glottologische« Philosophie, welche den Einfluß der Sprache auf das Denken, Wollen und Handeln betont (Glottologik, Glottopsychik, Glottoethik). Das Denken steht unter dem Einflusse des Metaphorischen der Sprache, aber dies berechtigt nicht (wie etwa nach F. Mauthner) zur Skepsis, denn »das problem-formulierende Leistungsvermögen der Sprache leicht nicht wesentlich weiter als ihre Fähigkeit, zur Lösung der Probleme beizutragen«. Von der Sprache ist auch die Religion abhängig (Anthropomorphismus), deren Wesen psychologisch erhellt werden muß.

Die Metaphysik bestimmt B. als die Lehre von den allgemeinsten Begriffen und Verhältnissen des Idealen und Realen. Der »sprachkritische Dualismus«, der den Gegensatz von Subjekt und Objekt, Geist und Stoff, Idealem und Realem immer wieder hervorbringt, ist mit einem metaphysischen Monismus vereinbar. »Jedes reale Denkobjekt ist zugleich mitschöpferische Kraft bei der Gedankenbildung. Der Begriff ist stets aktiv und passiv zugleich; das Reale... ist zugleich Produzent des Idealen, und der selbstbewußt schaffende Geist ist, sofern man von ihm reden darf, zugleich reales Produkt, soweit eben jedes Objekt Produkt unseres Vorstellens ist.« Gott[617] ist der Schöpfer der (aus Energien bestehenden) Materie. Alles Geschehen ist kausal und zugleich zielstrebig.

SCHRIFTEN: Schleiermachers Glaubenslehre, 1883-84. – Studien zur vergleichenden Religionswissenschaft. I. Sprache und Religion, 1889; II. Psychologie des Unsterblichkeitsglaubens, 1884, – Praktische Ethik, 1891. – Religionsphilosophie, 1901. – Metaphysik, 1905.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 617-618.
Lizenz:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Eisler-1912: Runze, Max