Swedenborg, Emanuel von

[734] Swedenborg, Emanuel von (urspr. Swedberg), geb. 1688 in Stockholm, studierte Philologie, Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, auch Theologie, wurde 1716 Assessor des Bergwerkskollegiums in Stockholm, seit 1747 pensioniert, gest. 1772 auf einer Reise in London.

S., der die Fähigkeiten eines gründlichen, exakten Forschers und Erfinders mit mystisch-theosophischen Neigungen und Anlage zu Visionen verband,[734] hatte als Theosoph viele Anhänger (Swedenborgianer), besonders in England und (jetzt noch) in Amerika. S.s naturwissenschaftliche Ergebnisse (z.B. eine der Kant-Laplaceschen Theorie ähnliche Lehre) werden jetzt erst, wo die schwedische Akademie der Wissenschaften Handschriften S.s in Druck legt, voll bekannt und gewürdigt werden. Nach S. besteht eine »konstabilierte Harmonie«, nach welcher alles in der Welt in organischem Zusammenhang steht. Die Welt ist ein Stufenreich substantialer Punkte. Die Seele gestaltet ihren Leib. Als Theosoph lehrt S. die Existenz eines Geisterreiches, das mit dem Menschen schon während dessen Leben in Verbindung steht und sich ihm (in Visionen) offenbart. Himmel und Hölle faßt S. geistig auf. – Kant erklärt in seinen »Träumen eines Geistersehers« die Geisterlehre S.s für ein bloßes Hirngespinst ohne empirische Grundlage.

Schriften: Opera philosophica et mineralogica, 1734. – Oeconomia regni animalis, 1740-41. – Regnum animale, 1744-45. – De cultu et amore Dei, 1740. – Arcana coelestia, 1749-1756; deutsch 1842-70. – De coelo et inferno, 1758; deutsch 1873. – De nova Hierosolyma et eius doctrina, 1758; deutsch 1860. – Apocalypsis explicata, 1761; deutsch 1824-31. – Vera christiana religio, 1771; deutsch 1855-58. – Theol. Werke, 1789. – Theol. Schriften, 1904. – Werke, hrsg. von der Schwed. Akad. d. Wiss. (in Vorbereitung). – Vgl. RICHER, La nouvelle Jérusalem, 1832-35. – TAFEL, Sammlung von Urkunden über Swedenborgs Leben u. Charakter, 1839-42; Abriß von S.s Leben, 1845. – MATTER, S., 1863. – SCHLIEPER, S.s System der Naturphilos., 1901.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 734-735.
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