[739] Taurellus, Nicolaus (urspr. Oechslein), geb. 1547 in Mömpelgard, studierte Theologie, Philosophie, dann Medizin, Prof. der Medizin und Physik in Basel und Altorf, gest. 1606 in Altorf.
T. ist ein Gegner des Aristotelismus und überhaupt aller Autorität in der Philosophie, die rein aus der Vernunft zu schöpfen ist. Letztere wird durch die Theologie nur ergänzt, es kann aber nie eine doppelte Wahrheit geben. Die Philosophie definiert er als Erkenntnis der Dinge durch die angeborene Vernunftkraft (»philosophia est rerum divinarum et humanarum ex innata nobis intelligendi vi, certo rationum discursu acquisita notitia«). Der Geist erzeugt selbsttätig die Begriffe, die sinnlichen Wahrnehmungen sind nur Anlässe dazu. Die aus Atomen zusammengesetzte Welt ist vom dreieinigen Gott in der Zeit aus Nichts geschaffen, welcher zunächst Ursache seiner selbst ist und die Welt so geordnet hat, daß sie von selbst gesetzmäßig und zweckmäßig sich entfaltet (vgl. Leibniz, der T. rühmt). Das Endziel ist nicht die Erkenntnis, sondern die Liebe Gottes.
Schriften: Philosophiae triumphus, 1573 (Hauptwerk). – Problemata physico-ethica, 1595. – Synopsis Aristotelis metaphysices, 1596 – Alpes caesae, 1597 (gegen A. Caesalpinus). – Cosmologia (De mundo), 1603. – Uranologia, 1605. – De rerum aeternitate, 1604 (von Leibniz geschätzt). – Vgl. F. X. SCHMIDT, N. T., 1860; 2. ,A. 1864.