Twardowski, Kasimir

[771] Twardowski, Kasimir, geb. 1866 in Wien, Prof. in Lemberg. = T. ist ein Schüler F. Brentanos. Er hat besonders den Unterschied von »Inhalt« und »Gegenstand« der Vorstellung betont; ersterer ist nur das Mittel zur Erfassung des Gegenstandes. »Sowohl, wenn der Gegenstand vorgestellt, als auch, wenn er beurteilt wird, tritt ein Drittes neben dem psychischen Akt und seinem Gegenstande zutage, was gleichsam ein Zeichen des Gegenstandes ist: sein psychisches Bild' insofern er vorgestellt wird, und seine Existenz, insofern er beurteilt wird. Sowohl vom psychischen, Bild' eines Gegenstandes, als auch von seiner Existenz sagt man, daß jenes vorgestellt, diese beurteilt werde; das eigentliche Objekt des Vorstellens und Urteilens ist aber weder das psychische Bild des Gegenstandes, noch seine Existenz, sondern der Gegenstand selbst.« Dadurch, daß der Gegenstand zu einem vorstellenden Wesen in Beziehung tritt, hört er nicht auf, Gegenstand zu sein. Es gibt keine Gegenstandslosen Vorstellungen. Auch die allgemeine Vorstellung hat ihren besonderen Gegenstand. Von keinem Gegenstande (d.h. substantivisch Genannten) gibt es eine adäquate Vorstellung, weil die Anzahl der Relationen der Gegenstandsmerkmale unabsehbar ist.

Schriften (deutsch): Idee und Perzeption, 1892. – Zur Lehre vom Inhalt und Gegenstand der Vorstellungen, 1894. – Das Wesen der Begriffe, Beilage zum Jahresber. d. Wiener philos. Gesellsch., 1903, sowie polnische Schriften.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 771.
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