[830] Wundt, Wilhelm, geb. 16. August 1832 in Neckarau (Baden), studierte in Tübingen, Heidelberg und Berlin Naturwissenschaften und Philosophie. 1857 habilitierte er sich als Dozent der Physiologie in Heidelberg, wo er zugleich als Assistent von Helmholtz wirkte. 1864 wurde er Prof. in Heidelberg, 1874 in Zürich, 1875 in Leipzig, von nun an als Psycholog und Philosoph tätig. Er begründete hier (1879) das erste Laboratorium für experimentelle Psychologie, welches seitdem viele Nachahmungen fand. Ferner gab er die »Philosophischen Studien« (1881-1904, mit Arbeiten meist von Schülern Wundts, zum Teil experimentalpsychologischen Charakters), denen die »Psychologischen Studien« folgten, heraus. W. ist durch seine psychologischen Arbeiten bahnbrechend geworden und[830] außerdem einer der wenigen großen systematischen Philosophen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von Leibniz und Kant besonders, aber auch von Spinoza, Fichte, Schelling, Hegel, Schopenhauer, Herbart, Fechner, Spencer u. a. beeinflußt, hat er ein neues System aufgestellt, welches den verschiedenen Seiten des Daseins sowie den verschiedenen möglichen Betrachtungsweisen desselben Rechnung trägt und sich auf den Ergebnissen der Natur- und Geisteswissenschaft aufbaut. Wundts Philosophie ist in erkenntniskritischer Beziehung ein Ideal-Realismus (als Ausbau des kritischen Idealismus), in metaphysischer ein logischer, rationaler Voluntarismus, bzw. ein idealistischer Monismus und Evolutionismus, der sich an die idealistischen Systeme der großen nach-kantschen Philosophen angliedert, ohne den konstruktiv-aprioristischen Aufbau dieser zu teilen, aber mit voller Erneuerung ihres metaphysisch-ethischen Idealismus, ihres Grundgedankens, daß das Wesen der absoluten Wirklichkeit geistige Entwicklung ist, deren Objektivation die materielle Welt und das Geschehen in ihr ist.
Die Philosophie geht den Einzelwissenschaften nicht voran, sondern führt deren Arbeit weiter und vollendet sie, wobei sie aber ihre selbständige Funktion hat, indem sie jedes Problem logisch und erkenntniskritisch prüft und den wissenschaftlichen Ergebnissen höchste Einheit und endgültige systematische Ordnung gibt, denn alles Philosophieren beruht auf einem »Trieb nach Systematisierung des Erkennens und seiner Methoden«. Überall, wo sich zwischen den Auffassungen auf verschiedenen Gebieten ein Widerspruch herausstellt, hat die Philosophie den Grund desselben aufzuklären und dadurch womöglich den Widerspruch zu beseitigen. Ihren Inhalt hat die Philosophie mit den Wissenschaften gemein, ebenso die Methode, aber sie nimmt einen ändern Standpunkt der Betrachtung ein, geht auf den Zusammenhang der Begriffe und Tatsachen. Kritisch ist sie, sofern sie über ihre Voraussetzungen und Verfahrungsweisen Rechenschaft gibt und die logischen Motive des Erkennens nachweist. Die Philosophie, ist die »allgemeine Wissenschaft, welche die durch die Einzelwissenschaften vermittelten allgemeinen Erkenntnisse zu einem widerspruchslosen System zu vereinigen hat«. Ihr Zweck: ist die »Zusammenfassung unserer Einzelerkenntnisse zu einer die Forderungen des Verstandes und die Bedürfnisse des Gemütes befriedigenden Welt- und Lebensanschauung«. Die Philosophie ist eine Geisteswissenschaft, denn sie stützt sich vielfach auf psychologische Erfahrungen, aber sie geht durch ihre Kritik: und Systematik über den Rahmen der Psychologie hinaus (ist also nicht »psychologistisch« im subjektivistisch-empiristischen Sinne). Die Philosophie gliedert sich in genetische (Erkenntnislehre mit Logik) und systematische Philosophie oder »Prinzipienlehre«, welche wieder in allgemeine (Metaphysik) und spezielle Prinzipienlehre zerfällt; letztere besteht aus der Naturphilosophie (Kosmologie, Biologie, Anthropologie) und Geistesphilosophie (Ethik, Rechtsphilosophie Ästhetik, Religionsphilosophie, Geschichtsphilosophie).
Die empirische Grundlage aller Geisteswissenschaften und damit auch der Philosophie bietet die Psychologie, die bereits die Stellung einer Einzelwissenschaft einnimmt. W, ist der Begründer der experimentellen Psychologie,[831] welche über die Psychophysik Fechners und die physiologische Psychologie Helmholtz', Herings u. a. hinausgeht, indem sie alle diese Gebiete einschließt. Die »physiologische« Psychologie ist nicht eine Art Physiologie, sondern Psychologie, die sich physiologischer Methoden und Ergebnisse in weitem Umfange bedient und die Beziehungen des psychischen Geschehens zu den physiologischen berücksichtigt. Alle Individualpsychologie ist ferner experimentelle Psychologie, indem durch das experimentelle Verfahren eine exakte innere Wahrnehmung, frei von den schädlichen Wirkungen der Absicht des Beobachtens und mit der Möglichkeit willkürlicher Wiederholung, Abänderung, Isolierung psychischer Reize erst ermöglicht wird; das Experiment stellt die innere Wahrnehmung unter Kontrolle. Die experimentellen Methoden sind Reiz- oder Eindrucksmethoden, Ausdrucksmethoden und Kombinationen beider (Reaktionsmethode). Gemessen können psychische Inhalte nur aneinander werden, und dies nur in gewissen Grenzfällen (Gleichheit, minimaler Unterschied, Unterschiedsgleichheit). – Die Psychologie ist die Wissenschaft von der »unmittelbaren Erfahrung«, von den »geistigen Vorgängen überhaupt«. »Das unmittelbar Wahrgenommene, wie es abgesehen von seiner Beziehung auf ein gegenüberstehendes Objekt uns gegeben ist; bildet den Inhalt der Psychologie.« Sie untersucht »den gesamten Inhalt der Erfahrung in seinen Beziehungen zum Subjekt und in den ihm von diesem unmittelbar beigelegten Eigenschaften«. Ihre Erkenntnisweise ist eine »unmittelbare oder anschauliche«. Da sie sich aller Abstraktionen und hypothetischen Hilfsbegriffe der Naturwissenschaft enthält, ist sie die strenger empirische Wissenschaft; sie führt die psychischen Vorgänge auf Begriffe zurück, die dem Zusammenhang dieser Vorgänge direkt entnommen sind oder sie leitet zusammengesetzte Vorgänge aus einfacheren ab. Aber die Teilinhalte, welche die psychologische Analyse isoliert, kommen nicht selbständig, sondern eben nur als Verbindungselemente vor, und nur als solche sind sie real. Die Psychologie hat drei Aufgaben: erstens die Analyse der zusammengesetzten Vorgänge, zweitens die Nachweisung der Verbindungen, welche diese eingehen, drittens die Erforschung der Gesetze, die bei der Entstehung solcher Verbindungen wirksam sind. Die allgemeine Psychologie gliedert sich in Individualpsychologie, welche die typischen Vorgänge des individuellen Bewußtseins untersucht, und Völkerpsychologie (s. unten).
Das Psychische ist nicht ein Geschehen, neben dem von Anfang selbständig das Physische herläuft, sondern das Ursprüngliche ist die einheitliche Gesamterfahrung, und »äußere« und »innere« Erfahrung sind nur verschiedene Gesichtspunkte, die wir bei der Auffassung und Bearbeitung jener anwenden. Diese Gesichtspunkte werden dadurch nahe gelegt, »daß sich jede Erfahrung unmittelbar in zwei Faktoren sondert: in einen Inhalt, der uns gegeben wird, und in unsere Auffassung dieses Inhalts«. »Wir bezeichnen den ersten dieser Faktoren als die Objekte der Erfahrung, den zweiten als das erfahrende Subjekt. Daraus entspringen zwei Richtungen für die Bearbeitung der Erfahrung. Die eine ist die der Naturwissenschaft: sie betrachtet die Objekte der Erfahrung in ihrer von dem Subjekt unabhängig gedachten Beschaffenheit. Die andere ist die der Psychologie.« Der naturwissenschaftliche [832] Standpunkt ist der der »mittelbaren«, begrifflich verarbeiteten, der psychologische der der unmittelbaren, anschaulichen Erfahrung, der Erfassung der Erlebnisse als solcher (als Empfindungen, Vorstellungen usw., nicht als Dinge mit ihren Eigenschaften und Relationen). Alles Psychische ist als solches (in weitestem Sinne) bewußt, ein unbewußtes Geistiges ist ein Widerspruch. Bewußtsein bedeutet nämlich zunächst nur, daß sich innere Zustände und Vorgänge, innere, unmittelbare Erfahrungen finden, also das »unmittelbare Gegebensein unserer inneren Erlebnisse«. In einem engeren Sinne ist es die Verbindung, der Zusammenhang der Erlebnisse, und in diesem Sinne kommt den niedersten Wesen kein Bewußtsein (oder nur ein »Momentanbewußtsein«) zu.
Betreffs des Psychischen vertritt W. den Standpunkt der Aktualitätstheorie. Hiernach ist jeder psychische Inhalt ein Vorgang, alles Psychische ist Ereignis, Geschehen, nicht ruhendes Sein, und ferner ist es nicht bloße Erscheinung, sondern unmittelbare Wirklichkeit. Das geistige Leben ist »nicht eine Verbindung unveränderter Objekte und wechselnder Zustände, sondern in allen seinen Bestandteilen Ereignis, nicht ruhendes Sein, sondern Tätigkeit, nicht Stillstand, sondern Entwicklung«. Das Psychische ist ein »fortwährend wechselndes Geschehen in der Zeit«, ein »Zusammenhang von Vorgängen«, von »Prozessen«. Das Wesen der Seele liegt im Bewußtseinszusammenhange selbst, nicht in einer unbekannten Substanz, deren Begriff in der Psychologie nicht bloß überflüssig ist, sondern auch dem psychischen Geschehen widerstreitet. Die Seele ist einheitlich, aber nicht einfach, sie ist Subjekt, aber nicht Substanz; »Träger« der Bewußtseinsvorgänge ist die Tätigkeit des Wollens und Denkens selbst. Die Trennung von Handlung und Subjekt ist nur ein »Spiel mit Reflexionsbegriffen«. Das Bewußtsein ist durch die stetige Verbindung seiner Zustände eine ähnliche Einheit wie der Organismus, und dies führt zur Annahme, daß »was wir Seele nennen, das innere Sein der nämlichen Einheit ist, die wir äußerlich als den zu ihr gehörigen Leib erkennen« (Identitätsstandpunkt). Der Leib als Ganzes ist beseelt; indem sich das innere Sein aller Elemente des Leibes in Wechselwirkung befindet, entspricht der inneren die äußere Einheit des Ich. Die Seele ist das Innensein des Organismus. »Nicht als einfaches Sein, sondern als das entwickelte Erzeugnis zahlloser Elemente · ist die menschliche Seele, was Leibniz sie nannte: ein Spiegel der Welt.« Denn das Bewußtsein bildet den »Knotenpunkt im Naturlauf, in welchem die Welt sich auf sich selber besinnt«. Seele und Leib sind also nicht zwei Dinge, sondern zwei Daseins- und Betrachtungsweisen eines und desselben Wirklichen. Die Seele ist die »Entelechie« des Leibes, nämlich der »gesamte Zweckzusammenhang geistigen Werdens und Geschehens, der uns in der äußeren Beobachtung als das objektiv zweckmäßige Ganze eines lebenden Körpers entgegentritt«.
Während die physikalische Kausalität an ein hypothetisches Substrat, die Materie, gebunden ist, herrscht im Seelischen die rein aktuelle Kausalität. Im Physischen waltet das Prinzip der Äquivalenz von Ursache und Wirkung, im Psychischen aller ein Gesetz des Wachstums der Werte, des »Wachstums [833] geistiger Energie«, extensiv, indem die Mannigfaltigkeit der geistigen Entwicklungen fortwährend sich erweitert, intensiv, indem die entstehenden Werte graduell immer mehr zunehmen. Bei konstanter Größe der Nervenenergie kann die zugeordnete psychische Energie, die ja rein qualitative Wirkungsfähigkeit ist, zunehmen. Das Prinzip schöpferischer Synthese beherrscht alle geistigen Bildungen (als Ausdruck des »Gesetzes der psychischen Resultanten«). Durch die Wechselwirkung der psychischen Elemente entstehen Gebilde mit ganz neuen Eigenschaften und Werten. Die »Selbstschöpfung« gehört zum Wesen aller geistigen Entwicklung.
Zwischen Physischem und Physischem, die ja nur Daseinsweisen einer und derselben Wirklichkeit sind, kann es (schon ihrer Ungleichartigkeit wegen) keine eigentliche Wechselwirkung, sondern nur einen Parallelismus geben »als empirisches Prinzip, als Koordination der äußeren und der inneren Erfahrungsinhalte, der mittelbaren und unmittelbaren Erkenntnisweise, so daß demgemäß jedem elementaren Vorgang auf psychischer Seite ein solcher auf physischer entspricht«. Soweit es Objekte gibt, die der doppelten Betrachtungsweise unterworfen sind, fordert das Parallelprinzip die Koordination des Psychischen und Physischen. Von dem eigentlichen Inhalte der psychischen Verbindung kann die physiologische, bei der ja von ersterem abstrahiert wird, nichts enthalten, ebensowenig von dem Inhalt der Werte und Zwecke. In der Praxis ist zuweilen die Substitution psychischer durch physische Zwischenglieder notwendig, aber in Wirklichkeit wirkt Psychisches nur auf Psychisches und Physisches nur auf Physisches, bzw. ein und derselbe Ablauf stellt sich einmal als psychische, das anderemal als physische Kausalität dar. Eine psychophysische Wechselwirkung anzunehmen verbietet vor allem das »Prinzip der geschlossenen Naturkausalität«, welches auch die Annahme einer Umwandlung physischer in psychische Energie ausschließt. Die physische und die psychische Reihe ist jede in sich geschlossen, kann nicht durchbrochen werden.
Gegenüber der intellektualistischen und assoziationistischen ist W.s Psychologie eine voluntaristische Apperzeptionspsychologie, welche Gefühl und Willen als primäre, nicht aus Empfindung, Vorstellung, Denken erst abgeleitete Bewußtseinsvorgänge auffaßt und die Aktivität des Bewußtseins im Denken und Wollen zur Geltung bringt. Von Seelenvorgängen u. dgl. ist hier nicht die Rede, ebensowenig von selbständigen psychischen Gebilden die sich von selbst miteinander verbinden und wie Kräfte geberden. Empfindung (Vorstellung), Gefühl und Streben sind Momente eines einheitlichen Prozesses, der ursprünglich als Trieb auftritt, sich in diese Momente differenziert und einerseits zu eigentlichen Willensakten entwickelt, anderseits zu automatischen und Reflexhandlungen sich mechanisiert. Voluntaristisch ist die Psychologie, nicht weil sie aus einem einfachen, unbewußten Willen alles ableitet, sondern weil die Willensvorgänge eine für die Auffassung aller seelischen Erlebnisse maßgebende Bedeutung haben. »Die voluntaristische Psychologie behauptet also keineswegs, daß das Wollen die einzige reale existierende Form des psychischen Geschehens sei, sondern sie behauptet nur, daß es mit den ihm eng verbundenen Gefühlen und Affekten einen ebenso unveräußerlichen Bestandteil[834] der psychologischen Erfahrung ausmache wie die Empfindungen und Vorstellungen, und daß nach Analogie des Willensvorganges alle anderen psychischen Prozesse aufzufassen sein: als ein fortwährend wechselndes Geschehen in der Zeit, nicht als eine Summe beharrender Objekte.« Die Vorstellungen und Gefühle sind Bestandteile eines vollständigen Willensvorganges. Dieser ist nichts Einfaches, kein Element des Bewußtseins, wohl aber etwas Ursprüngliches, Eigenartiges, Spezifisches, eine nicht weiter ableitbare Art des psychischen Ablaufs und Zusammenhanges, ein typischer Vorgang; eine »ursprüngliche Energie des Bewußtseins« (autogenetische Willenstheorie). Der Wille steht in engster Beziehung zum Gefühl und Affekt, die alle schon ein Streben oder Widerstreben enthalten. Das Gefühl kann ebensogut als der Anfang einer Willenshandlung, wie umgekehrt das Wollen als ein zusammengesetzter Gefühlsprozeß, und der Affekt als ein Übergang zwischen beiden betrachtet werden. Willenshandlungen sind »durch einen Affekt vorbereitete und ihn plötzlich beendende Veränderungen der Vorstellungs- und Gefühlslage«. Äußere und innere, einfache und zusammengesetzte Willenshandlungen sind zu unterscheiden; der Trieb ist ein einfacher, eindeutig motivierter Willensakt, die Willkür ist eine mehrfach motivierte, aktive Willenstätigkeit (mit einem besonderen »Tätigkeitsgefühl«). Durch eine »Mechanisierung« gehen ans zusammengesetzten einfache, und aus diesen schließlich reflexmäßige oder automatische, unbewußt gewordene Handlungen hervor. An einer vollständigen Willenshandlung sind stets Empfindungen (bzw. Vorstellungen) und Gefühle als Momente beteiligt, reine Vorstellungen und Gefühle sind Grenzfälle, Hemmungsprodukte u. dgl. Auf der Einheit des Willens beruht die zentrale Einheit des Bewußtseins und des Selbstbewußtseins. Das Ich ist das Gefühl des Zusammenhangs von Erlebnissen eines Individuums. Isoliert gedacht von den Objekten ist es Wille. »Es gibt schlechterdings nichts außer dem Menschen noch in ihm, was er voll und ganz sein eigen nennen könnte, ausgenommen seinen Willen.« Der Wille ist der Motor des Seelenlebens, das Richtunggebende, Fixierende, Hemmende, Ordnende; das Denken ist seine Funktion, ist innere Willenshandlung. Der Wille selbst ist der Intellekt und die ganze geistige Entwicklung wird vom Willen in seinen verschiedenen Formen beherrscht.
Im Psychischen selbst übt der Wille eine Fixierung, Steigerung und eigene Ordnung des Bewußtseinsinhaltes aus. Seine Funktion ist die Apperzeption (vgl. Leibniz). Diese besteht in dem Auftreten einer klaren Vorstellung, in der Hervorhebung, Bevorzugung einer solchen gegenüber dem bloß Perzipierten durch die Aufmerksamkeit (d.h. die »Gesamtheit der mit der Apperzeption von Vorstellungen verbundenen subjektiven Vorgänge«). Der größte Teil der Vorstellungen bleibt im Hintergründe des Bewußtseins oder im »inneren Blickfeld«, nur ein ganz geringer Teil wird jeweilig in den »inneren Blickpunkt« gehoben. Passiv ist die Apperzeption, wenn die Richtung der Aufmerksamkeit nur durch die zufällig gegebenen Reize bestimmt wird; aktiv ist sie, wenn die Aufmerksamkeit schon auf einen erwarteten, gesuchten Inhalt im vorhinein gerichtet ist, wobei von Anfang an ein Tätigkeitsgefühl auftritt. Die[835] passive Apperzeption ist eine Trieb-, die aktive eine Willensfunktion, eine Funktion des Ich in dessen Totalität. Die Wirkung der Apperzeption ist ein bestimmtes Maß von Klarheit des Apperzipierten und die Hemmung anderer Eindrücke. Die Assoziationen sind Verbindungen von Empfindungen (nicht erst fertigen Vorstellungen) bei passivem Zustande der Aufmerksamkeit, sie sind Äußerungen eines Triebes, der aber infolge der Übung mechanisiert wird. Es gibt simultane und sukzessive Assoziationen. Jene zerfallen in Assimilationen und Komplikationen, wozu noch die assoziative Verschmelzung kommt. Die sukzessiven Assoziationen gliedern sich in Ähnlichkeits- und Berührungsassoziationen. Aber ans der Assoziation allein ist das seelische Leben nicht zu erklären; das Auftreten herrschender Elemente in den Verbindungen kann sie nicht erklären. Alle höheren geistigen Vorgänge und Gebilde (Urteilen, Schließen, Beziehen, Vergleichen, Begriff usw.) sind Funktionen der aktiven Apperzeption, bzw. Apperzeptionsverbindungen. Hier werden durch den Willen nur jene Vorstellung Elemente zu bewußter Verbindung gebracht, welche dem Zwecke des Denkens (bzw. der Phantasie) gemäß erscheinen. Das Denken ist die Funktion eines regulierenden Willens, »der die Assoziationen ermäßigt, indem er ihnen entnimmt, was dem Denken für seine Zwecke dienlich, und zurückweist, was ihm störend ist«. Die Apperzeption hat die Bedeutung einer »Einheitsfunktion«; sie verbindet getrennte Vorstellungen zu neuen einheitlichen Gebilden (»apperzeptive Synthese«), gestaltet das Assoziationsmaterial im Sinne intellektueller u. a. Zwecke. Von »Gesamtvorstellungen« geht das Urteil aus, um aus ihnen begriffliche Bestandteile auszuscheiden und diese in neue Beziehungen zueinander zu setzen.
Die Völkerpsychologie ist nach Wundt nicht etwa eine Anwendung der Individualpsychologie auf soziale Gemeinschaften, sondern daß Gebiet psychologischer Untersuchungen, welches sich auf jene psychischen Vorgänge bezieht, »die vermöge ihrer Entstehungs- und Entwicklungsbedingungen an geistige Gemeinschaften gebunden sind«. Sie hat jene psychischen Vorgänge zum Gegenstand, »die der allgemeinen Entwicklung menschlicher Gemeinschaften und der Entstehung gemeinsamer geistiger Erzeugnisse von allgemeingültigem Werte zugrunde liegen«. Sie ist eine Lehre von der Volksseele. Diese ist ein Erzeugnis der Einzelseelen, aus denen sie sich zusammensetzt, aber diese sind nicht minder Erzeugnisse der Volksseele, an der sie teilnehmen. Sie ist kein metaphysisches, besonderes Wesen, sondern ein Erzeugnis der Wechselwirkung der Individuen und ebenso real wie diese selbst, in und mit denen sie existiert. In den geistigen Gesamtheiten und in den in ihnen hervortretenden Entwicklungen von Sprache, Mythus und Sitte bedeutet das Gesamtbewußtsein den überindividuellen Zusammenhang von Vorstellungen und Gefühlen, der Gesamtwille die gemeinsamen Willensrichtungen in ihrer Einheit. Die Anlagen zu den geistigen Erzeugnissen des Gesamtbewußtseins sind schon in den Individuen vorhanden.
Die Erkenntnislehre gliedert sich in formale Logik und reale Erkenntnislehre, welche letztere aus der Erkenntnistheorie (allgemeine Erkenntnistheorie und Methodenlehre) und Erkenntnisgeschichte besteht. Die Erkenntnistheorie [836] untersucht die logische Entwicklung des Erkennens, indem sie die Entstehung der wissenschaftlichen Begriffe auf Grundlage der logischen Denkgesetze zergliedert; als allgemeine Erkenntnistheorie untersucht sie die Bedingungen, Grenzen und Prinzipien des Erkennens überhaupt, als Methodenlehre, die bei W. in umfassendster, alle Wissenschaften berührender Weise durchgeführt wird, beschäftigt sie sich mit den besonderen Gestaltungen dieser Prinzipien in den Einzelwissenschaften. Die Aufgabe der Erkenntnistheorie ist also die Darstellung der Begriffsbildung, wie sie nach logischen Motiven innerhalb der Wissenschaft stattgefunden hat, mit Elimination aller Irrungen und Umwege, mit Kritik der wissenschaftlichen Erkenntnis. Die Psychologie ist hier überall ein Hilfsmittel, welche den Tatbestand aufzeigt, aber Logik und Erkenntnistheorie selbst gehen über den Umkreis der Psychologie hinaus.
Die Logik, eine normative Wissenschaft wie die Ethik, hat »Rechenschaft zu geben von denjenigen Gesetzen des Denkens, welche bei der Erforschung der Wahrheit wirksam sind«. Sie will feststellen, wie der Gedankenlauf sich vollziehen soll, damit er zu richtigen Erkenntnissen führe, sie sucht die allgemeingültigen Regeln für die Denkmethodik. Sie scheidet aus den Vorstellungsverbindungen unseres Bewußtseins diejenigen aus, die für die Entwicklung unseres Wissens einen gesetzgebenden Charakter besitzen. Sie hat »das werdende Wissen darzustellen, die Wege, die zu ihm führen, und die Hilfsmittel, über die das menschliche Denken verfügt«. Sie bedarf der Erkenntnistheorie zu ihrer Begründung und der Methodenlehre zu ihrer Vollendung. – Alles Erkennen ist ein Denken, aber nicht alles Denken ist ein Erkennen, es kommt nicht immer die Realität des Gedachten in Frage. Das Denken ist subjektive Willenstätigkeit und wesentlich beziehende Tätigkeit. Seine logischen Merkmale sind Evidenz und Allgemeingültigkeit. Beherrscht wird es als Urteil von einem Gesetz der »diskursiven Gliederung«, vom Gesetz der »Dualität der logischen Denkformen«. Das Denken setzt schon an der Anschauung ein und bat die Eigenschaft, auf alles anwendbar zu sein, was in dasselbe eingeht; seine Gesetze gelten daher auch für alle Denkobjekte. Zwischen Denken und Sein besteht eine »Konformität« und es muß ferner angenommen werden, »daß die idealen Prinzipien in der objektiven Realität sich wieder finden«. Die Denkfunktionen sind die Hilfsmittel, mit denen wir die realen Beziehungen der Erkenntnisobjekte symbolisch nachbilden (»Ideal-Realismus«). Die Dinge liefern selbst den Stoff zum Denken (gegen den Subjektivismus). Zum »Erkennen« wird das Denken erst, wenn sich mit ihm die Überzeugung der Wirklichkeit der Gedankeninhalte« verbindet; ursprünglich ist das Denken eins mit seinem Gegenstande, diese Einheit wird aber aufgelöst und ist nie mehr voll zu erreichen. Es ist aber ein Postulat der »Begreiflichkeit der Erfahrung«, daß alles, was Gegenstand unserer Erkenntnis wird, sich in einem durchweg begreiflichen Zugammenhange befinde. Alles Erkennen ist daher denkende Verarbeitung von Erfahrungsinhalten, sowohl die Wahrnehmungs-, als die Verstandes- und die Vernunfterkenntnis (d.h. die Erkenntnisweise des praktischen Lebens, der Einzelwissenschaft, [837] der Philosophie). Die logischen Denkgesetze sind, weil sie für jeden Erfahrungsinhalt gelten müssen und diesen voraussetzen, zugleich Erfahrungsgesetze, ihrer Geltung nach aber a priori. Sie sind Normen, Postulate, die das Denken an alle seine Inhalte heranbringt. Sie sind »Anschauungsgesetze«, die sich überall in Vorstellungen verwirklichen und durch diese ausgelöst werden, und »Begriffsgesetze«, kurz sie sind die »allgemeinsten Gesetze, die unser Denken bei der Verknüpfung der empirischen Tatsachen befolgt«. Das logische Denken vereinigt Freiheit und Notwendigkeit, je nachdem es Willensfunktion und zugleich logisch bedingt ist. Wo wir nach in uns selbst gelegenen Motiven Begriffe verbinden, da bestehen diese Motive nur in den Funktionen der Vergleichung, die als dem Denken allgemein zukommend und von diesem selbst als die ihm notwendigen Bedingungen aufgefaßt werden. Das »Prinzip der allgemeinen Verbindung unserer Denkakte« ist der Satz vom Grunde, der die Sätze der Identität und des Widerspruchs voraussetzt. Er ist das »Grundgesetz der Abhängigkeit unserer Denkakte voneinander«, kann sich aber erst an einem empirischen Inhalte verwirklichen und bedarf der Anschauung zu seiner Anwendung, ohne selbst ein Erfahrungsprodukt zu sein; vielmehr bringt er selbst (als ein A priori) den Zusammenhang der Erfahrungen hervor. Erkennen ist begründendes Denken, welches in der Vernunfterkenntnis zu umfassendsten Zusammenhängen gelangt.
Auf der Stufe der Wahrnehmungserkenntnis hat es das Denken ursprünglich mit dem Vorstellungsobjekt zu tun, welches ein Objekt ist, dem nur die ihm in der Vorstellung beigelegten Merkmale zukommen, zu welchen Merkmalen es auch gehört, Objekt zu sein. Unsere Vorstellungsinhalte sind ursprünglich zugleich selbst das Objektive; die Objektivität ist ein ursprüngliches, nicht erst vom Denken erzeugtes Merkmal des Gegebenen. Psychologisch besteht die Wirklichkeit des Objekts darin, daß es »losgelöst gedacht werden kann von den psychischen Erlebnissen des Vorstellenden, weil es sich einer ganzen Reihe aufeinander folgender Vorgänge gegenüber als ein von diesen unabhängiger Gegenstand behauptet«. Die Vorstellungsinhalte werden vom natürlichen Bewußtsein den (extramentalen) Gegenständen, auf die wir sie beziehen, identisch gesetzt und erst die Reflexion unterscheidet den Gegenstand von seinem subjektiven Bilde und trennt das ursprünglich einheitliche Vorstellungsobjekt in Objekt und Vorstellung. Subjekt und Objekt entstehen gleichzeitig durch Aussonderung. Nur begrifflich gehören beide zusammen, ursprünglich und unmittelbar sind die Objekte ohne Beziehung aufs Ich gegeben (Kritischer Realismus; gegen den subjektiven Idealismus und die Immanenzphilosophie). Das Denken kann nimmer objektive Realität aus Elementen, die solche noch nicht enthalten, schaffen, es kann sie nur bewahren oder in Frage stellen. Infolge verschiedener Umstände erfolgt nun eine Subjektivierung zunächst der Sinnesqualitäten, dann auch der Anschauungsformen, des Raum-Zeitlichen als solchen. Die Objekte gleichen nun nicht mehr den Vorstellungen, sie verlieren die Eigenschaft der Vorstellbarkeit, können nur noch begrifflich-symbolisch gedacht werden, während das Subjekt nach wie vor sich selbst unmittelbar-anschaulich erfaßt. Das Vorstellungsobjekt[838] hat aufgehört, reales Subjekt zu sein und hat nur noch die Bedeutung eines subjektiven Symbols, das auf einen realen, nur begrifflich-mittelbar zu bestimmenden Gegenstand (der Naturwissenschaft, Verstandeserkenntnis) hinweist. Doch stehen die Sinnesqualitäten in bestimmter Beziehung zu den sie auslösenden Reizen, sie sind nicht rein subjektiv, sind durch Anpassung an jene entstanden.
Die Anschauungsformen, Raum und Zeit, trennt das Denken vom Inhalt der Anschauung, wegen der besonderen Konstanz ihrer allgemeinen Eigenschaften und wegen der unabhängigen Variation der materialen und formalen Bestandteile der Wahrnehmung; der Wahrnehmungsstoff kann sich verändern, ohne daß die räumlich-zeitliche Form sich mit ändert, dagegen wird jede Veränderung der Form von einer Veränderung des Stoffes (der Empfindungen) begleitet. Auf der Konstanz der Anschauungsformen beruht ihre Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit wie ihre Objektivität. A priori sind sie nur, sofern kein Inhalt ohne räumlich-zeitliche Ordnung denkbar und das Spezifische an ihnen unableitbar ist; das eigentliche A priori dieser Formen liegt in Denkfunktionen, die zu ihrer Sonderung nötigen. Sie entstehen aber weder vor noch unabhängig von der Wahrnehmung, sondern zugleich mit ihr als Ordnung des Wahrnehmungsinhalts selbst. Auch sind sie nicht bloß »reine Anschauungen«, sondern zugleich Begriffe. Die Zeit ist die »Form, in der uns der Zusammenhang der Bewußtseinsvorgänge gegeben ist«. Psychologisch ist die Vorstellung der Zeitdauer eine Funktion der Größe und des Wechsels der Aufmerksamkeitsspannung; die Zeit selbst ist psychologisch ein Verschmelzungsprodukt von qualitativen und intensiven Zeitzeichen. Die Raumvorstellung beruht auf der Verschmelzung von Empfindungsqualitäten, qualitativen Lokalzeichen und Bewegungsempfindungen. Raum und Zeit sind als Vorstellungen subjektiv, weisen aber auf begrifflich bestimmbare Ordnungen des Wirklichen selbst hin, sind also objektiv bedingt. Anwendungen des Satzes vom Grunde auf mathematische Fundamentalbegriffe sind die mathematischen Axiome. Die Notwendigkeit der mathematischen Sätze ergibt sich daraus, daß das Denken an den formalen Bestandteilen der Dinge am unmittelbarsten und einfachsten sich zu betätigen vermag.
Es gibt nach W. weder reine Erfahrung, noch reines Denken. Das A priori der Erkenntnis liegt nicht in bestimmten Formen, die wir durch reines Denken erzeugen, sondern in der allgemeinen Gesetzmäßigkeit des Denkens, welches in Wechselwirkung mit der Erfahrung zur Erkenntnis wird. In uns liegen lediglich die »allgemeinen Funktionen des logischen Denkens«, und alle Begriffe sind »gemeinsame Erzeugnisse des Denkens und der Erfahrung«. Die logische Verarbeitung des Erfahrungsinhalts beginnt mit »Erfahrungsbegriffen«, führt dann zu »allgemeinsten Begriffsklassen« (Gegenstands-, Eigenschafts- und Zustandsbegriffe, die logischen Kategorien) und endlich zu »abstrakten Beziehungsbegriffen«. Die reinen Beziehungs- oder Verstandesbegriffe haben Beziehungen des logischen Denkens selbst zum Inhalt. Sie sind nicht rein apriorische Kategorien, sondern die »letzten Stufen jener[839] logischen Verarbeitung des Wahrnehmungsinhalts, die mit den empirischen Einzelbegriffen begonnen hat«. Aber sie sind insofern a priori, als sie in der Gesetzmäßigkeit und Einheit des Denkens vorgebildet sind. Sie zerfallen in »reine Formbegriffe« (Einheit und Mannigfaltigkeit, Qualität und Quantität, das Einfache und Zusammengesetzte, das Einzelne und die Vielheit, Zahl, Funktion) und »reine Wirklichkeitsbegriffe« (Sein und Werden, Substanz und Kausalität, Ursache und Wirkung, Kraft, Zweck).
Die Einheit des Bewußtseins ist die letzte Quelle der Einheitsvorstellung der Dinge. Die Substanz, die Projektion des eigenen Seins auf die Welt der Objekte, setzt aber schon eine logische Verarbeitung der Erfahrung voraus, bei welcher die Einfachheit, Tätigkeit und Beharrlichkeit des apperzipierenden Ichs zu absoluten Bestimmungen der Dinge werden. Einen brauchbaren Substanzbegriff entwickeln nur die Naturwissenschaften. Die Substanz ist hier notwendig, die Aufgabe, die Natur als ein System beharrender Substanzelemente zu begreifen, ist in den Bedingungen der Naturerkenntnis eingeschlossen. Da aber stets ein Wechsel in den Annahmen der Eigenschaften der materiellen Substanz denkbar ist, so behält diese insofern einen hypothetischen Charakter. Hingegen ist die innere Kausalität des geistigen Lebens mit dem unveränderlichen Beharren einer Substanz überhaupt nicht vereinbar. Die Substanz ist die Form, unter der unser Denken unter dem Antriebe von Erfahrungsmotiven die ihm gegebenen Objekte, nicht aber sich selbst, die Quelle des Substanzbegriffes, apperzipiert. Die Substanz ist nicht »Ding an sich« wie das Subjekt, sondern das Ding, wie es von uns gedacht wird; sie hat also »objektive Realität«. Die »Kraft« ist die an die Substanz gebundene Kausalität, die in der Naturwissenschaft zu einem bloßen Relationsbegriff wird. Die Materie wird hier als das System der Ausgangs- und Angriffspunkte der Kräfte und als allgemeiner Träger der Energie gedacht (gegen die reine Energetik). Das Kausalprinzip selbst stellt die Anwendung des Satzes vom Grunde auf den Erfahrungsinhalt dar. Es ist apriorisch, sofern es auf der Gesetzmäßigkeit des Denkens beruht, empirisch (ein »Erfahrungsgesetz«), sofern es Anschauungen voraussetzt, auf die es anwendbar ist und sofern es für alle Erfahrung gilt. Es hat den Charakter eines Postulates, dem sich die Erfahrung überall fügt. Je nach der Art der Erfahrung ist die Kausalität verschieden; in der Naturwissenschaft allein ist das Prinzip der Äquivalenz von Ursache und Wirkung gefordert, während in der Psychologie die aktuelle Kausalität (Ursachen-Vorgänge, nicht Substanzen) rein waltet und mit einem Gesetz des Wachstums geistiger Energie verbunden ist. Der Zweckbegriff ist kein Widerspruch zur Kausalität, sondern das aktuelle, subjektive, heuristische Zweckprinzip ist nichts als das regressive Kausalprinzip (Vorausnahme der Wirkung als zu erreichender Zweck und Aufsuchung der Bedingungen als Mittel zur Herbeiführung dieses Zweckes; vgl. Kant). Objektiv ist der Zweck überall, wo Leben, Wollen, Handeln besteht, also schon in der Biologie, besonders aber in den Geisteswissenschaften, wo die Zweckvorstellung zur Ursache, die durch den Willen realisiert wird, sich gestaltet (s. unten).[840]
Die Metaphysik geht auf die Ergänzung der empirischen Wirklichkeit durch Aufsteigen zu Gründen, die nicht gegeben sind, so, »daß sie die in der Erfahrung begonnene Verbindung nach Grund und Folge konsequent und in gleicher Richtung weiter führt, bis die Einheit gewonnen ist, welche es uns möglich macht, die ganze Reihe samt den Gliedern, welche der Erfahrung angehören, als ein Ganzes zu denken«. Ihre Erkenntnis ist die der Vernunft, welche die Welt nicht bloß begreifen, sondern ergründen will, indem sie die Erfahrung in idealer Weise ergänzt und Ideen erzeugt, die »alle Erfahrung umspannen und doch keiner Erfahrung angehören« (Fortgang zum Transzendenten). Die Ideen sind »ergänzende Gesichtspunkte zur Erfahrung«. Die Vernunft erzeugt in ihrem Einheitstrieb drei Arten metaphysischer Ideen: ontologische, kosmologische und psychologische Ideen, die alle einen Regreß zur unendlichen Totalität und zur unteilbaren Einheit einschließen.
Die kosmologischen Ideen sind die Ideen des unendlichen Raumes, der unendlichen Zeit, der unbegrenzten Materie, der unaufhörlichen Kausalität. Hier gibt W. eine Kritik der Kantschen Antinomienlehre und kommt zu dem Ergebnis, daß die Welt ein unendlich Werdendes ist, und daß Raum und Zeit unendlich sind (vielleicht auch die Materie). Die psychologischen Ideen führen zur Bestimmung der Seele als »vorstellender Wille«. Wir leiden von den Vorstellungen, indem sie uns ohne unsere eigene Tätigkeit gegeben werden; und wir selbst sind vorstellend tätig, indem wir uns bewußt sind, Vorstellungen oder Änderungen an solchen zu erzeugen. Unserer Tätigkeit werden wir uns an den Widerständen, die sie findet, bewußt. Diese Tätigkeit nun, isoliert gedacht von den sie hemmenden Objekten, ist Wollen, bzw. Apperzeption in ihrer reinen Form (als Bedingung aller Erfahrung). Der »reine Wille« ist immerwährende Tätigkeit und ist eins mit der Seele in deren metaphysischen Bestimmung. Der Einzelwille aber ist nichts absolut Selbständiges, er ist keine abgeschlossene Monade, sondern Glied einer Willensgemeinschaft, mit der er in Wechselwirkung steht, und die so real ist wie er. Insbesondere sind alle Wirkungen des Gesamtwillens ungleich mächtiger als die des Individualwillens.
Die ontologischen Ideen gehen davon aus, daß das Objekt aus einem unmittelbar Gegebenen durch begriffliche Verarbeitung zu einem bloß mittelbar Wirklichen, zu etwas, was nur infolge seiner Wirkung auf unsere vorstellende Tätigkeit als Objekt gedacht werden kann, geworden ist. Insofern unser Wille Wirkungen erfährt, leidet er, indem ihn dieses Leiden zur vorstellenden Tätigkeit anregt, wird er aktiv. Alle Tätigkeit kennen wir aber qualitativ nur als unsere Willenstätigkeit und dies führt zum metaphysischen Voluntarismus. »Sollen wir... nicht absolut imaginäre Tätigkeitsformen annehmen, die sich in unserem Denken doch immer wieder in ein Wollen umsetzen müßten, so können wir unser eigenes Erleiden überall nur auf ein fremdes Wollen, und demnach jenes Wechselverhältnis von Tun und Leiden, das jeder vorstellenden Tätigkeit zugrunde liegt, auf eine Wechselwirkung verschiedener Willen zurückführen, wobei die Wirkung jedes Willens für sich reines [841] Wollen ist, durch die Wechselwirkungen aber zum wirklichen oder vorstellenden Wollen wird.« Es zeigt sich so, daß das eigenste Sein des einzelnen Wesens das Wollen ist, und daß die Vorstellung »erst aus der Verbindung der wollenden Subjekte oder aus dem Konflikt der verschiedenen Willenseinheiten ihren Ursprung nimmt, worauf sie dann zugleich daß Mittel wird, das höhere Willenseinheiten entstehen läßt«. Die Realität ist an sich eine »unendliche Totalität individueller Willenseinheiten«. Die Welt ist eine Stufenfolge von Willenseinheiten, die aber nicht Substanzen, sondern reine Tätigkeit sind. Die Welt ist »die Gesamtheit der Willenstätigkeiten, die durch ihre Wechselbestimmung, die vorstellende Tätigkeit, in eine Entwicklungsreihe von Willenseinheiten verschiedenen Umfang sich ordnen«. Aber unser Wille ist nur ein relativer Individualwille, er ist bereits ein Gesamtwille, eine komplexe Willenseinheit, ein Entwicklungsprodukt niederer Willenseinheiten, deren Wechselwirkung äußerlich als unser Körper erscheint. Die Seele ist unser »vorstellende Wille«. Alle Körper sind Objektivationen von Willenseinheiten, und diese sind »nicht tätige Substanzen«, sondern substanzerzeugende Tätigkeiten« (Aktualismus).
Die Vielheit der Einzelwillen ist aber nicht ohne Totalität denkbar, als deren Teilkräfte und dienende Glieder sie erscheinen. Die Vernunfterkenntnis führt zur Überzeugung, daß »der kosmische Mechanismus nur die äußere Hülle ist, hinter der sich ein geistiges Wirken und Schaffen, ein Streben, Fühlen und Empfinden verbirgt, dem gleichend, das wir in uns selber erleben« (Panpsychismus, der aber nicht in hylozoistischer Weise empirisch-einzelwissenschaftlich verwendet werden darf). Die Welt ist an sich psychische Entwicklung. Die Natur ist »Vorstufe des Geistes, also in ihrem eigenen Sein Selbstentwicklung des Geistes«, in ihr ist das Geistige schon angelegt. Die letzte ontologische Idee ist die des göttlichen Weltgrundes, der freilich nicht »beweisbar« ist, aber vorausgesetzt werden muß. Die Welt ist eine Entfaltung der Gottheit, ist in Gott, wie Gott in ihr ist. Denn der Weltgrund kann nicht völlig losgelöst vom Weltinhalt gedacht werden. »Wie vielmehr überall der Grund in der Folge nur dadurch wirksam ist, daß er selbst in sie eingeht, so ist auch die Gottesidee nur durchführbar, wenn Gott als Weltwille, die Weltentwicklung als Entfaltung des göttlichen Willens und Wirkens gedacht wird.« Damit geht die Gottesidee über in die »Idee eines höchsten Weltwillens, an dem die Einzelwillen teilnehmen und neben dem ihnen doch eine eigene, selbständige Wirkungssphäre zukommt«. Durch die Idee der Unendlichkeit Gottes wandelt sich das sittliche Ideal in eine übersittliche Idee um, die als der letzte Grund des Sittlichen gedacht wird. Gott wird dann zum »Übergeistigen«, zum absolut Transzendenten, zur »transzendenten Einheit von Natur und Geist«. Betreffs der Unsterblichkeit müssen alle egoistischen Motive zur Annahme einer persönlichen Unsterblichkeit abgelehnt werden. Mit Recht wird nur gefordert, daß alle geistigen Schöpfungen einen absoluten, unzerstörbaren Wert besitzen und daß jede geistige Kraft ihren unvergänglichen Wert im Werdeprozeß des Geistes behauptet.[842]
Die Einzelheiten der Naturphilosophie W.s können hier nicht dargelegt weiden. Es sei nur bemerkt, daß W. als Physiker Anhänger einer dynamischen Atomistik: und der Bestimmung der Kräfte als Zentralkräfte, also der mechanistischen Naturerklärung ist. Alle objektiven Relationen der Körper als solche sind auf raum-zeitliche Veränderungen, auf Bewegungen zurückzuführen, ohne daß die Physik sich um das qualitative Innensein der Dinge zu kümmern braucht. Wohl muß die Metaphysik schon dem Unorganischen die Anlage zum Psychischen, den niedersten Wesen schon ein »Momentanbewußtsein« zuerkennen, aber vom Standpunkt der äußern Erfahrung ist stets nur von raum-zeitlichen, kinetisch-energetischen Relationen die Rede. Die physikalisch-chemische, kausal-mechanische Betrachtungsweise muß auch in der Biologie konsequent festgehalten werden, vitalistische Annahmen sind hier ganz unzulässig. Wohl aber kann und muß die physikalisch-chemische nicht bloß durch die physiologische, sondern auch durch die psycho-physische ergänzt werden. Die Wurzel alles Seelischen, der Trieb (das Streben) kommt schon den niedersten Organismen zu. Der Trieb mechanisiert sich einerseits zum Reflex, anderseits differenziert er sich zum aktiven Willen. Der Wille im allgemeinsten Sinne nimmt alle Lebensfunktionen direkt oder indirekt in seine Dienste, wirkt im Organismus final, zweckmäßig. Er ist der »Erzeuger objektiver Naturzwecke«. Er schafft sich im Organismus das Hilfsmittel zur Verwirklichung seiner Zwecke, das Substrat seiner eigenen Weiterentwicklung. Alle Entwicklung wird vom Willen (Streben) beherrscht; die Selektion kann Zweckmäßiges erhalten, aber nicht schaffen. Die Willenstriebe sind das primum movens, sie bringen, durch äußere Bedingungen veranlaßt, Modifikationen der Lebensweise hervor, die sich durch Wiederkehr der nämlichen Bedingungen, Übung, Vererbung befestigen. Aber die »Zielstrebigkeit« darf nicht mißverstanden werden, die schließlich erreichten Zwecke sind nicht gleich von Anfang an erstrebt oder gar gewußt. Der objektiv erreichte Zweck überschreitet regelmäßig das ihm vorausgehende Zweckmotiv. In den Wirkungen von Willensakten sind stets noch. Nebeneffekte gegeben, »die in den vorausgehenden Zweckvorstellungen nicht mitgedacht waren, die aber gleichwohl in neue Motivreihen eingehen und auf diese Weise entweder die bisherigen Zwecke umändern oder neue zu ihnen hinzufügen« (Heterogonie der Zwecke). So wird mit einem Minimum von »Finalität« (die, in anderer Betrachtungsweise, zugleich Kausalität ist) ein Maximum von Zweckmäßigkeit erreicht (immanente Teleologie). Daß die Tiere als »natürliche Maschinen« funktionieren, ist das Produkt einer langen Entwicklung, wobei die Mechanisierung ursprünglich mit Bewußtsein vollzogener Willenshandlungen eine große Rolle spielt.
Im eigentlichen Geistesleben nimmt der Wille immer kompliziertere Formen an, er wird immer aktiver, zweckbewußter, das Bewußtsein steigert sich immer mehr, die Kontinuität der psychischen Vorgänge nimmt zu. Im individuellen Organismus sind die niederen Bewußtseinseinheiten des Leibes einem »Zentralbewußtsein« untergeordnet, welches aus ihrer Wechselwirkung entsteht und mit Selbstbewußtsein verbunden ist. Das höhere Geistesleben ist durch die aktive Apperzeption und durch das zusammengesetzte Wollen charakterisiert,[843] Zwecksetzung und Wertung sind hier von Bedeutung. Der Inhalt der Geisteswissenschaften besteht in den aus unmittelbaren menschlichen Erlebnissen hervorgehenden Handlungen und ihren Wirkungen; sie handeln von geistigen Vorgängen und geistigen Erzeugnissen. Die drei heuristischen Prinzipien der Geisteswissenschaften sind das »Prinzip der subjektiven Beurteilung«, das »Prinzip der Abhängigkeit von der geistigen Umgebung«, das »Prinzip der Naturbedingtheit der geistigen Vorgänge«. – Die einzelnen Geister sind Glieder eines umfassenderen, ebenso realen Gesamtgeistes, mit dem sie in Wechselwirkung stehen und dessen Erzeugnisse (Recht, Sitte usw.) ihnen als selbständige Mächte entgegentreten. Die Gemeinschaft der Einzelnen ist so ursprünglich wie der Einzelne selbst, der sich erst aus einem Zustande sozialer Indifferenz heraus individualisiert, während das Sozialisierende in der Gleichartigkeit der Richtung der Willenseinheiten liegt. Die Gesellschaft ist ein »kollektiver Organismus« psychischer Art, eine Organisation, mit ursprünglicher Übereinstimmung der Vorstellungen, Gefühle und Willensrichtungen. Sie wird zu einer »Gesamtpersönlichkeit«, nur daß Selbstbewußtsein und Wille auf zahlreiche Persönlichkeiten verteilt sind. Die sozialen Entwicklungsgesetze sind Besonderungen psychologischer Gesetze. In den »abwechselnden Evolutionen sozialer Triebe zu willkürlichen Gesellschaftsakten und den an sie sich anschließenden Involutionen willkürlicher Handlungen einzelner zu sozialen Trieben« bekunden sich allgemeine Gesetze der Willensentwicklung. Die Soziologie hat zum Inhalt »die systematische Untersuchung der Zustände und Gliederungen der menschlichen Gesellschaft, ihrer allgemeinen Bedingungen und wechselseitigen Beziehungen«. – Die Geschichtswissenschaft hat es nicht mit besonderen historischen Gesetzen, sondern mit den inneren Zusammenhängen der historischen Entwicklung zu tun, die Rolle der führenden Geister (in Wechselwirkung mit dem Gesamtgeist) ist eine bedeutsame. In der Geschichte walten psychische Kräfte (Willensmotive, Willensakte) und die historischen Gesetze sind Anwendungen der psychologischen Prinzipien, besonders des Prinzips der »Entwicklung in Gegensätzen«. Die Bedeutung der geschichtlichen Tataachen ist nur nach ihrem objektiven Wert zu bemessen, der ihnen als Lebensäußerungen der sie hervorbringenden Volksgeister zukommt.
Die Ethik W.s ist idealistisch, evolutionistisch, universalistisch (»evolutionistischer Universalismus«). Sie ist deskriptiv-genetisch und zugleich kritisch-normativ. Ihre Aufgabe besteht in der »Feststellung der Prinzipien, auf welche die sittlichen Tatsachen zurückgeführt, oder als deren besondere, durch das Zusammentreffen mit gewissen äußeren Bedingungen bestimmte Anwendungen sie betrachtet werden können«. Sie hat erstens auf der gegebenen Grundlage die Prinzipien zu entwickeln, auf welchen alle sittlichen Werturteile beruhen und dieselben in bezug auf ihren Ursprung und ihren wechselseitigen Zusammenhang zu prüfen, ferner hat sie die Anwendungen der ethischen Prinzipien auf die Hauptgebiete des sittlichen Lebens zu betrachten. Die Sitte der Urzeit (d.h. die »Norm des willkürlichen Handelns, die in einer Volks- oder Stammesgemeinschaft sich ausgebildet hat« und die vielfach religiöse Vorstellungen zur Quelle hat) differenziert sich in eigentliche Sitte, Sittlichkeit,[844] Recht. Wie die Sitte ist die Sittlichkeit ein Produkt des Gesamtwillens, für dessen Entwicklung die »Heterogonie der Zwecke« bedeutsam ist. Ehrfurchts- und Neigungsgefühle sind die psychologischen Grundmotive der subjektiven Sittlichkeit. Den individuellen sind die sozialen, diesen die humanen Zwecke übergeordnet. Der letzte Zweck des sittlichen Strebens wird zu einem idealen, empirisch nie erreichten. Der nächste Zweck der humanen Sittlichkeit aber ist die »fortschreitende sittliche Vervollkommnung der Menschheit«. Der sittliche Endzweck: ist die »Herstellung einer allgemeinen Willensgemeinschaft der Menschheit, als der Grundlage für die möglichst große Entfaltung menschlicher Geisteskräfte«. Es kommt nicht auf die äußeren Erfolge an, auch sind eudämonistische Zwecke (Erreichung von Lust) nicht sittliche Zwecke; auch der Altruismus ist nicht Selbstzweck. Es kommt vielmehr auf den Willen zur Erzeugung geistiger Werte, zur Vervollkommnung der Menschheit, zur Realisierung ihrer (und der sozialen) Zwecke an, also auf ein dem Gesamtwillen gemäßes Wollen und Handeln: »Sittlich ist der Wille dem Effekt nach, solange sein Handeln dem Gesamtwillen konform ist, der Gesinnung nach, solange die Motive, die ihn bestimmen, mit den Zwecken des Gesamtwillens übereinstimmen.« Das Sittliche besteht in der geistigen und Willens-Entwicklung selbst, wobei das Glück nur ein Nebenerfolg ist. Sittlich ist, objektiv, jede Handlung, die an der Entfaltung geistiger Kräfte und an der Vergeistigung der Natur durch ihre Umwandlung in ein »Substrat geistiger Kräfte« mithilft (vgl. Schleiermacher). »Güter rein um ihrer selbst, nicht um äußerer fremdartiger Zwecke willen erstreben und zu ihrer Erstrebung mithelfen, ist sittliches Leben.« Die richtige Gesinnung äußert sich in der Hingabe an die Pflicht. Dem sittlichen Zwecke dient auch das Recht des Kulturstaates.
Der ästhetische Wert beruht auf objektiven Bedingungen. Das ästhetisch Gefallende ist die »vollkommene Angemessenheit der Form an den Inhalt«. Gegenstand der künstlerischen Darstellung ist die »ideale Wirklichkeit«, der »bedeutsame Lebensinhalt«. Aufgabe der Kunst ist es, die Wirklichkeit in der Fülle ihrer bedeutsamen Formen in die Sphäre reiner Betrachtung zu heben. Die künstlerische Phantasie belebt ihre Gegenstände, während sie sie schafft.
W. zählt eine große Anzahl von Anhängern, besonders unter den experimentellen Psychologen (vielfach auch in Amerika), aber auch eine Reihe von Philosophen ist von ihm mehr oder weniger beeinflußt. Hierher gehören Külpe (teilweise als Psycholog, nicht als Philosoph), Meumann (teilweise), J. Cohn (als Psycholog), Kiesow, Wirth, Störring, Brahn, Titchener, L. Lange, Marbe, Th. Heller, Jerusalem (zum Teil als Psycholog), Krüger, G. F. Lipps, Hellpach, Fritzsche, E. König, Wenzig, R. Richter, P. Barth, Rud. Eisler, A. Sichler, G. Villa, Credaro, Mantovani, de Sarlo, E. Pauer, B. Alexander, Kozlowski u. a.
Schriften: Die Lehre von der Muskelbewegung, 1858. – Beiträge zur Theorie der Sinneswahrnehmung, 1862. – Die physikal. Axiome, 1866. – Lehrb. d. Physiologie, 1864; 4. A. 1878. – Vorles. über d. Menschen- u. Tierseele, 1863; 5. A. 1911. Handbuch[845] der medizin. Physik, 1867. – Untersuch. zur Mechanik der Nerven und Nervenzentren, 1871-76. – Grundzüge der physiolog. Psychologie, 1873 f.; 5. A., 3 Bde., 1902 ff.; 6. A. 1908 ff. – Über d. Aufgabe d. Philos. in d. Gegenwart, 1874. – Der Einfluß d. Philos. auf d. Erfahrungswissenschaften, 1876. – Logik, 1880-83; 3. A., 3. Bde., 1906-08. – Essays, 1885; 2. A. 1906. – Ethik, 1886; 3. A., 2 Bde., 1903. – Zur Moral der literar. Kritik, 1887. – System d. Philos., 1889; 3. A., 2 Bde., 1907. – Hypnotismus u. Suggestion, 1892. – Grundriß d. Psychologie, 1896; 9. A. 1909. – Völkerpsychologie, bisher 5 Bde., 1. u. 2. A., 1900 ff. (Sprache, Kunst, Mythus u. Religion). – G. Th. Fechner, 1901. – Sprachgeschichte u. Sprachpsychol., 1901. – Einleit. in d. Psychologie, 1901; 5. A. 1909. – Naturwissenschaft u. Psychologie, 1903. – Prinzipien der mechan. Naturlehre, (2. A. von »Die physik. Axiome«), 1910. – Kleine Schriften, 1910. – Probleme der Völkerpsychologie, 1911. – Von W.s größeren Abhandlungen sind zu nennen: Über psychol. Methoden (Philos. Stud. I). – Zar Gesch. u. Theorie d. abstrakten Begriffe (Philos. Stud. II). – Logische Streitfragen (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos., 1882). – Über d. Einteil, d. Wissensch. (Ph. Stud. V, 1889). – Zur Lehre von den Gemütsbew. (Ph. Stud. VI). – Bemerk, zur Assoziationslehre (Ph. Stud. VII). – Bemerk, zur Theorie d. Gefühle (Ph. St. XV). – Über psychische Kausalität u. d. Prinzip d. psychophys. Parallelismus (Ph. Stud. X, 1894). – Über die Definition der Psychologie (Ph. St. XII). – Über naiven u. krit. Realismus (Ph. St. XII – XIII, 1896-97). – Über empir. u. metaphys. Psychol. (Arch. f. d. ges. Psychol. II, 1902). – Über reine u. angewandte Psychol. (Psychol. Stud. V, 1909). – Logik u. Psychologie (1907). – Metaphysik (Kultur d. Gegenwart I, VI, 1907), u. a. – Vgl. KONTO, W. als Psycholog als Philosoph, 3. A. 1909. – EISLER, W.s Philos. u. Psychologie, 1902. – SKRIBANOWITZ, W.s Voluntarismus, 1906. – HEINZELMANN, Der Begriff der Seele u. d. Idee d. Unsterbl. bei W. Wundt, 1910. – O. CONRAD, Die Ethik W.s, 1906. – P. PETERSEN, Der Entwicklungsgedanke in d. Philos. W.s, 1908. – SICHLER, Über falsche Interpretat. d. krit. Realismus W.s, Arch. f. system. Philos., 1907, 1908, 1911. – Festschrift, W. Wundt z. 70. Geburtstag überreicht von s. Schülern, 2. Bde., 1902 (= Philos. Stud. XIX – XX).
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