Carmentis

[1003] Carmentis, is, f. u. Carmenta, ae, f. (carmen = Weissage- od. Orakelspruch), die Weissagerin, in der römischen Mythologie die als Seherin göttlich verehrte Mutter des Euander, die mit ihm aus Arkadien nach Latium kam, Liv. 1, 7, 8. Ov. fast. 1, 461 sqq. Hyg. fab. 277; urspr. eine altitalische Nymphe (Verg. Aen. 8, 336 sqq.), deren Name schon ihr Wesen als weissagende u. heilende Göttin bezeichnet u. die am Fuße des kapitolinischen Hügels einen Tempel u. am karmentalischen Tore Altäre hatte, Solin. 1, 13. Gell. 18, 7, 2. Fest. p. 334 (a), 4; vgl. die Auslgg. zu Liv. 5, 47, 3. Prellers Röm. Mythol.3 Bd. 1. S. 405 f. – Ihr Fest (Carmentalia, s. unten), an dem bes. Frauen tätig waren, wurde am 11. u. 15. Januar gefeiert, wobei man die Göttin selbst u. ihre gleichnamigen Schwestern als Postvorta u. Antevorta od. Prorsa (Porrima) anrief, Varr. fr. b. Gell. 16, 16, 4; vgl. Macr. sat. 1, 7. § 19 (wo Camese = Carmentis). – Dav.: A) Carmentālis, e, karmentalisch, flamen, Cic. Brut. 56: porta, ein am Fuße des kapitolin. Hügels nahe am alten Altar der Karmentis befindliches Tor, Verg. Aen. 8, 338. Ascon. in Cic. or. in tog. cand. p. 81, 2 K. Solin. 1, 13, mit zwei Durchgangsbogen (fornices od. Iani), von denen der (von der Stadtseite) rechts gelegene späterhin porta scelerata gen. wurde, weil die Fabier durch ihn ihrem Untergange entgegengezogen waren, Liv. 2, 49, 8. Ov. fast. 2, 201 (fälschlich später auf das ganze Tor bezogen, Fest. p. 285 [a], 6 u. 334 [a], 4. Serv. Verg. 8, 337). – Plur. Carmentālia, ium, n., das Karmentisfest (s. oben), Varr. LL. 6, 12. Ov. fast. 1, 585 sq. u. 617 sq. – B) Carmentāriī, ōrum, m., die Priester der Karmentis, die ihre Orakelsprüche aufzeichneten, Serv. Verg. Aen. 8, 336.

Quelle:
Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Hannover 81913 (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 1, Sp. 1003.
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