[281] āio, Verb. defect. (vgl. griech. ἦ, er sprach, ημί, ich spreche, altind. āha, er sprach), I) ja sagen, bejahen, behaupten (Ggstz. negare), vel ai vel nega, Naev. com. fr.: vel tu mihi aias vel neges, Plaut.: negat quis, nego: ait, aio, Ter. – II) ja sagend, behauptend sprechen, sagen, versichern, behaupten, bes. als Anführungsformel der Behauptung eines andern in indirekter (wie inquit in direkter) Rede, doch auch in direkter Rede (namentl. in der Formel ut [wie] ait od. aiunt), gew. der Rede eingeflochten, doch auch (bes. mit einer Partikel wie sic) vorangestellt, Komik., Cic. u.a.: sunt, qui aiant mit folg. Acc. u. Infin., Apul. flor. 15. p. 18, 6 Kr.: m. Dat. pers. (zu), hic erit locus, Magoni fratri ait, quem teneas, Liv. 21, 54, 2: bei Anführung einer sprichw. Redensart (ut aiunt, wie das Sprichwort sagt; aiunt, sagt das Sprichwort, s. Spengel Ter. Andr. 805), docebo sus, ut aiunt, oratorem, Cic.: iste claudus, aiunt, pilam, Cic.: einer Stelle aus einem Schriftsteller, ut ait poëta, Col.: ut ait orator, Lact. (s. Bünem. Lact. 1, 9, 3): eines Gesetzes, (ut) ait lex, (wie) das Gesetz sagt, will, Ulp. dig. – u. in den Redensarten der Umgangsspr.: a) quid ais? α) verwundert, was sagst du? ist's möglich? so? das wäre! Komik. – β) um einen zum Reden zu bringen, was sagst du? od. was meinst du? od. hör einmal! Komik. Vgl. Brix Plaut. trin. 193. Ussing Plaut. Amph. 414. – b) ain st. aisne, meinst du? ist's dein Ernst? behauptest du das wirklich? ist's möglich? Plaut.: dafür auch ain tu? Komik. u. Cic. (s. Sorof Cic. de or. 1, 165); u. bei einer stärkern Verwunderung, ain vero? Komik., od. ain tandem? Komik., Cic. u.a. (s. Spengel Ter. Andr. 875). – / In formeller Hinsicht ist zu bemerken, daß das Wort aio in der ältern Latinität nur im Präsens, u. zwar nur in den Indikativformen aio, ais, mit ne in ain verkürzt, ait, aiunt, in den Konjunktivformen aias, aiat, aiant, selten im Imperat. ai, wie Naev. com. 125 (nicht mehr Plaut. truc. 941), und Partiz. aiens, wie Apul. met. 6, 13 extr. (u. als Adj., s. oben aiens bes.), vorkommt, dagegen das Imperf. aiebam etc. vollständig hat. Die ursprüngliche Länge der ersten Silbe beweist Ciceros alte Schreibweise aiio, s. Quint. 1, 4, 11, u. die Doppelkraft des i übh., wie in aio u. in aiunt etc., zB. bei Enn. ann. 186, jedoch trat in ais, ait die Kürzung der ersten Silbe ein. Das Imperf. aiebam etc. wird bei den ältern Dichtern oft in aībam etc. zusammengez., wie bei Acc. tr. 389. Plaut. trin. 428. Ter. Andr. 534 u. Phorm. 480 (vgl. Brix Krit. Anh. zu Plaut. trin. 944. Schmilinsky de propr. serm. Plaut. p. 25. Spengel Plaut. Kritik S. 205. A.*). Den Infin. [281] aiere hat Augustin. trinit. 9, 10. Die Form aitis führt Alcuin. 2118 P., die Perfektform ai, aisti, ait führt Prob. cath. 35, 31 ohne Belege an, jedoch findet sich aisti b. Augustin, ep. 73, 9; 153, 22 u. 238, 6: aierunt bei Tert. de fuga in persecut. 6. Der Konj. Imperf. aieret steht Greg. Tur. de mirac. S. Martini 3, 32. Vgl. Neue-Wagener Formenl.3 Bd. 3. S. 633 u. 634.