[5] Der Wunsch, daß die römische Geschichte fortgesetzt werden möge, ist mir öfter geäußert worden, und er trifft mit meinem eigenen zusammen, so schwer es auch ist nach dreißig Jahren den Faden da wieder aufzunehmen, wo ich ihn fallen lassen mußte. Wenn er nicht unmittelbar anknüpft, so ist daran wenig gelegen; ein Fragment würde der vierte Band ohne den fünften eben so sein wie es der fünfte jetzt ist ohne den vierten. Ueberdies meine ich, daß die beiden zwischen diesem und den früheren fehlenden Bücher für das gebildete Publicum, dessen Verständniß des römischen Alterthums zu fördern diese Geschichte bestimmt ist, eher durch andere Werke vertreten werden können als das vorliegende. Der Kampf der Republikaner gegen die durch Caesar errichtete Monarchie und deren definitive Feststellung, welche in dem sechsten Buch erzählt werden sollen, sind so gut aus dem Alterthum überliefert, daß jede Darstellung wesentlich auf eine Nacherzählung hinausläuft. Das monarchische Regiment in seiner Eigenart und die Fluctuationen der Monarchie so wie die durch die Persönlichkeit der einzelnen Herrscher bedingten allgemeinen Regierungsverhältnisse, denen das siebente Buch bestimmt ist, sind wenigstens oftmals zum Gegenstand der Darstellung gemacht worden. Was hier gegeben wird, die Geschichte der einzelnen Landestheile von Caesar bis auf Diocletian, liegt, wenn ich nicht irre, dem Publicum, an das dieses Werk sich wendet, in zugänglicher Zusammenfassung nirgends vor, und daß dies nicht der Fall ist, scheint mir die Ursache zu sein, weßhalb dasselbe die römische Kaiserzeit häufig unrichtig und unbillig [5] beurtheilt. Freilich kann diese meines Erachtens für das richtige Verständniß der Geschichte der römischen Kaiserzeit vorbedingende Trennung dieser Specialgeschichten von der allgemeinen des Reiches für manche Abschnitte, insbesondere für die Epoche von Gallienus bis auf Diocletian, wieder nicht vollständig durchgeführt werden, und hat hier die noch ausstehende allgemeine Darstellung ergänzend einzutreten.
Wenn überhaupt ein Geschichtswerk in den meisten Fällen nur mit und durch die Landkarte anschaulich wird, so gilt dies von dieser Darstellung des Reiches der drei Erdtheile nach seinen Provinzen in besonderem Grade, während hiefür genügende Karten nur in den Händen weniger Leser sein können. Dieselben werden also mit mir meinem Freunde Kiepert es danken, daß er, in der Weise und in der Begrenzung, wie der Inhalt dieses Bandes es an die Hand gab, demselben zunächst ein allgemeines Uebersichtsblatt, das außerdem mehrfach für die Specialkarten ergänzend eintritt, und weiter neun Specialkarten der einzelnen Reichstheile, mit Ausnahme der Blätter 5. 7. 8. 9 in gleichem Maßstabe, hinzugefügt hat. Die in dem Bande vorkommenden antiken und die wichtigeren modernen geographischen Namen sind darin verzeichnet, nicht darin erwähnte nur ausnahmsweise zur Orientirung beigefügt. Die in dem Buche selbst befolgte Schreibung der griechischen Namen ist auf einzelnen Blättern, wo die lateinischen überwiegen, der Gleichförmigkeit wegen durch die latinisirende ersetzt. Die Folge der Karten entspricht im Ganzen derjenigen des Werkes; nur erschien es aus räumlichen Rücksichten zweckmäßig einzelne Provinzen, wie zum Beispiel Spanien und Nordafrica, auf demselben Blatte darzustellen.
Berlin im Febr. 1885.
Einige Versehen, auf die ich aufmerksam gemacht worden bin und die in den Platten sich beseitigen ließen, sind bei dem dritten Abzuge verbessert worden, der vierte ist ein unveränderter Abdruck des vorigen
Febr. 1886. Septbr. 1894.