[52] ACTAEON, ŏnis, Gr. Ἀκταίων, ωνος, (⇒ Tab. XXII.) des Aristäus und der Autonoe, einer Tochter des Cadmus, Sohn, wurde in seiner Jugend von dem Chiron erzogen, und vornehmlich im Jagen unterrichtet. Apollodor. lib. III. c. 4. §. 4. Er legete sich auch dergestalt darauf, daß er, nach einigen, bis funfzig, nach andern aber noch mehr Jagdhunde unterhielt, von denen die Alten so gar die Namen aufzuzeichnen sich nicht verdrießen lassen; wie denn solche nach dem Ovidius Metam. lib. III. v. 206. seqq.
Malampus, Ichnobates, Pamphagus,
Dorceus, Oribasus, Nebrophonos,
Dromas, Conace, Sticte,
Agriodos, Hylactor, Oresitrophus,
Melanchätes, und Theridamus;
Oder, wie sie Hyginus völliger erzählet:
Melampus, Ichnobates, Echnobas,
Pamphagus, Dorceus, Oribasus,
Nebrophonos, Lälaps, Theron,
Ladon, Pömenis, Therodanapis,
Elion, Dromas, Thous,
[52] Canache, Cyprius, Sticte,
Harpalus, Lycisca, Melaneus,
Melanchätes, Agre, Therodamus,
Oresitrophus, Syrus, Aeon,
Draco, Eudromus, Dromius,
Zephyrus, Lampus, Hämon,
Cyllopotes, Harpalycus, Machimus,
Ichneus, Omelympus, Ocydromus,
Obrimus, Argo, Arethusa,
Urania, Theriope, Dinomache,
Leäne, Lacäna, Ocypote,
Sagnos, Theriphone, Volatos,
und Chediätros hießen.Hygin. Fab. 181. cf. Maneker. ad h. fab.
Indem er aber solchergestalt in dieser sonst vergönnten Luft zu weit gieng: so verfiel er noch darzu auf den Uebermuth, daß er sich von dem Wildprete, das der Diana in ihrem Tempel geopfert wurde, seine Hochzeit ausrichten wollte, oder auch sich besagter Göttinn selbst in der Geschicklichkeit zu jagen vorzog. Diod. Sic. lib. IIII. c. 87. Weil auch solche Göttinn sich ordentlicher Weise in einem Brunnen in dem gargaphischen Thale badete, Ovid. l. c. v. 156. so belauschete er sie ingemein, und weidete seine geilen Augen an ihrer Schönheit, wozu er, nach einigen, auf einen Baum zu steigen pflegete, Barthius ad Stat. Theb. lib. III. v. 202. nach andern aber seinen besondern erhabenen Stein ausgesuchet hatte. Ja, er soll endlich in seiner Ausschweifung so weit gegangen seyn, daß er ihr gar Gewalt anzuthun sich unterstanden. Hygin. Fab. 180. Hingegen entschuldigen ihn andere, und wollen, er sey nur von ungefähr darzu gekommen, als Diana sich gebadet. Callim. Hymn. in Pall. v. 113. & quos adh. l. præterea allegat Spanbemius, p. 617. Sie geben daher bemeldeten Stein bloß für einen Ort an, worauf er nach seiner Ermüdung zu ruhen gewohnet gewesen. Pausan. Bœot. c. 2. Dem sey aber, wie ihm wolle, so wurde doch Diana darüber so erbittert, daß sie ihn mit dem Wasser, worinnen sie sich badete, besprengete, [53] und damit aus einem Menschen in einen Hirsch verwandelte. Er suchte, sich nach Hause zu begeben, wurde aber von seinen eigenen Hunden, welche Diana rasend gemacht hatte, auf dem Berge Cythäron ergriffen, und, weil sie ihn für einen wahren Hirsch ansahen, endlich zerrissen und gefressen, ungeachtet er bey seiner Verwandelung seinen Verstand behalten, und sich auf alle Art los zu wirken trachtete. Ovid. l. c. Indessen suchten ihn solche seine Hunde hernach doch überall; und als sie ihn nirgends fanden, kamen sie endlich ganz betrübt zu dem Chiron in seine Höhle, der sie auch nicht eher zufrieden stellen konnte, als bis er ihnen Actäons Bildniß vorstellete. Apollodor. l. c. Gleichwohl melden einige, ihm sey solches Unglück nicht um der Diana willen begegnet, sondern von dem Jupiter selbst zugefüget worden, weil er sich gelüsten lassen, seine Gedanken mit ihm auf die Semele zu richten. Spanhem. l. c. Andere, denen diese Geschichte vorgekommen, wollen, Actäon sey ein Arkadier gewesen, der eine ungemeine Menge Hunde unterhalten, und damit dem Jagen nachgegangen. Indem er aber dabey sein Hauswesen verabsäumet, und folglich verarmet, so habe man gesaget, daß ihn seine Hunde gefressen, woher denn endlich erzählete Fabel erwachsen. Palæphat. de Incredibil. c. 3. Noch andere wollen, daß damit nichts, als eine unzeitige Neugierde vorgestellet werde, die ihre Liebhaber insgemein ins Verderben stürze. Fulgent. Mythol. lib. III. c. 3. Wieder andere sind der Meynung gewesen, Actäon habe zwar in seiner Jugend die Jagd ungemein geliebet, da er aber zu mehrerm Verstande gekommen, und die Gefahr reifer betrachtet, sey er furchtsam, wie ein Hirsch, geworden: weil er jedoch aus Liebe zu den Hunden solche nicht abgeschaffet, sondern alle das Seinige an sie verwendet, so habe man gedichtet, als ob er von solchen Bestien sey gefressen worden. Anaximenes apud Fulgent. l. c. Einige fallen zwar auch darauf, daß er ein Bild der schädlichen Neugier sey, wollen aber doch, daß er [54] insonderheit einen Menschen vorstelle, der aus Neugierigkeit der Fürsten und Könige Heimlichkeiten, welche die Diana sind, zu erfahren trachte, dabey aber in steter Furcht, wie ein Hirsch, lebe, er möchte ertappet werden, welches auch vielmals durch der Fürsten und Könige Spürhunde oder Diener geschehe, da er denn elendiglich aus dem Wege geräumet werde. Baco Verulam. de Sapient. Veter. c. 10. Wiederum andere suchen unter ihm das Bild eines, der bösen und undankbaren Leuten Gutes erweist, die ihrem Wohlthäter oft keinen bessern Dank, als die Hunde dem Actäon, erzeigen. Alciat. Embl 52. So verstehen einige unter ihm auch einen großen Herrn, der seinen Schmeichlern Gehör giebt, und von ihnen zu Grunde gerichtet wird. Pierius apud Masen. Spec. Veritat. occultæ c. XXIII. n. 31. Jedoch glauben auch einige, es hätten ihn, als einen besondern Liebhaber der Jagd, seine Hunde endlich wirklich zerrissen, als sie von ungefähr rasend geworden; Ban Entret. XIII. ou P. II. p. 34. noch mehrerer Deutungen zu geschweigen.
Hederich-1770: Actaeon [1]
Buchempfehlung
Im zweiten Punischen Krieg gerät Syphax, der König von Numidien, in Gefangenschaft. Sophonisbe, seine Frau, ist bereit sein Leben für das Reich zu opfern und bietet den heidnischen Göttern sogar ihre Söhne als Blutopfer an.
178 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro