Alphévs

[194] ALPHÉVS, ei, Gr. Ἀλφειὸς, ου, des Oceans und der Thetys, Hesiod. Theog. v. 338. oder des Oceans und der Erde, Boccacc. lib. VII. c. 44. oder auch Thermodons und der Amymone, oder Parthenia, einer Nymphe, Sohn, Nat. Comes lib. VIII. c. 22. war ein großer Liebhaber der Jagd. Weil Arethusa, eine schöne Nymphe, solcher auch sehr ergeben war, so verliebete er sich in dieselbe, und suchete sie zu seiner Gemahlinn zu überkommen. Da sie aber keine Lust zu ihm hatte, und daher vor ihm ausriß, so verfolgete er sie so lange, bis sie, durch der Götter Mitleiden, in der Insel Ortygia in einen Brunnen verwandelt wurde, worauf er endlich auch aus Liebe vergieng, und in einen Fluß verkehret wurde, der sich aber doch noch in seinem Wasser mit der Arethusa vereinigen soll. Pausan. Eliac. prior. c. 7. Ehe aber solches geschah, warf er seine Gedanken selbst auf [194] die Diana, die ihm aber entgieng, als sie sich zu Letrinis unter die Nymphen mengete; und, da sie insgesammt ihre Gesichter mit Kothe bestrichen, so konnte er sie unter den übrigen nicht ausfinden. Id. Eliac. post. c. 22. Sonst wollen auch einige, daß er seinen Bruder, Cerkaphus, unversehens getödtet, und, da er deßhalber von den Hirten vertrieben worden, so habe er sich aus Verzweifelung in den Fluß Nyklimus gestürzet, welcher denn von ihm den Namen Alpheus bekommen. Agathoc. Miles. ap. Nat. Com. l. c. Plutarch. de fluv. p. 1160. T. II. Opp. Wenigstens ist er allerdings ein Fluß in dem Peloponnesus, Cellar. Not. O. A. lib. II. c. 13. p. 959. T I. welcher anjetzo Carbon heißen soll. Es ist eine seltsame Etymologie, wenn Fulgentius will, er heiße dem Namen nach quasi ἀληθέιας φῶς, i. e. veritatis lux, Arethusa aber quasi Ἀρεθίσα, i. e. nobilitas æquitatis, und so dann die Folgerung machet: Ergo quid amare poterat veritas, nisi æquitatem? quid lux, nisi nobilitatem? Ideo & in mari ambulans non miscetur, quia lucida veritas malorum morum salsedine circumdata pollui aliqua commistione non novit. Sed tamen in sinum æquis simæ potestatis omnis lux veritatis delabitur. Nam & descendens in internum, i. e. in secreta conscientiæ veritatis lux malarum rerum semper oblivionem importat. Dabey hat er sein Absehen mit darauf, daß er über das Meer hinweg gehen, und sich doch mit dessen Wasser nicht vermengen soll; und, nachdem er sich in den Schooß der Arethusa ergossen, so soll er endlich in der Hölle machen, daß die Seelen, die aus ihm trinken, alles ober irdische vergessen, Fulgent. Mythol. lib. III. c. 12. welches aber sonst auch kein Auctor mehr von diesem Flusse schreibt.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 194-195.
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