[249] ANAITIS, Gr. Ἀναιτις, eine von den natürlichen Schutzgottheiten der Perser und Kappadocier, welche den Mond andeuten soll, Voss. de Theol. gent. L. II. c. 9. p. 353. Sie wurde daher von den Griechen für die Diana gehalten, welcher man unter diesem Namen Tempel gewiedmet hatte. Pausan. in Lacon. c. 16. p. 249. wie denn vom Artaxerxes Mnemon erzählet wird, daß er seine Beyschläferinn zur Priesterinn der Diana in Ekbatana gemacht habe, welche man Anaitis nennet, damit sie ihre übrige Lebenszeit in der Einsamkeit zubringe. Plut. in Artax. p. 1025. T. I. Opp. Gleichwohl berichtet man von ihrem Dienste solche Dinge, die sich mehr auf die Venus, als auf die Diana, schicken. Esverehreten nämlich die Meder und Armenier die Anaitis besonders, und hatten ihr zu Acilisena und an andern Orten Tempel erbauet. Sie wiedmeten ihr Sklaven und Sklavinnen, und die Vornehmsten des Volks brachten ihr dazu ihre Töchter. Nachdem solche eine zeitlang zur Ehre der Göttinn gemisbrauchet worden, so wurden sie verheurathet, und es weigerte sich niemand, solche zu ehelichen. Strab. L. XI. p. 532. Ihre Bildsäule war von gediegenem Golde, wurde aber in dem parthischen Kriege wider den Antonius von den Soldaten zerschlagen und zur Beute gemacht. Als daher einstens August von einem, der dabey gewesen, zu Bononien bewirthet wurde, so fragete er ihn, ob es denn wahr wäre, daß derjenige, welcher dieser Göttinn den ersten Schlag gegeben, auf der Stelle blind und lahm geworden und des Todes gewesen wäre. Wenn sich das eräuget hätte, antwortete ihm dieser, so würde ich heute nicht den August bey mir sehen; denn du speisest von einer Lende dieser guten Göttinn, der ich alles Meinige zu danken habe. Plin. hist. nat. XXXIII. c. 4. sect. 24.