Aqvila

[349] AQVĬLA, æ, Gr. Ἀετὸς, ου, am Himmel, ist, nach einigen, der Adler, welcher den Ganymedes geraubet, und dem Jupiter zugeführet haben soll, wofür ihn denn dieser mit unter die Sterne versetzet hat. Andere wollen, daß sich Jupiter, als die Götter alle Vögel unter sich getheilet, diesen erwählet, und ihm daher besagte Ehre angethan habe. Allein, die dritten halten ihn für den Adler, welcher den Jupiter begleitete, als er wider die Titanen zu Felde gieng, und selbiger ihn für ein gutes Zeichen des zu hoffenden Sieges annahm, solchen auch nachher wirklich erhielt. Eratosth. Cataster. 30. Noch andere [349] geben vor, er sey ein König der Insel Co gewesen, der Merops geheißen, und von der Juno in einen Adler verwandelt und unter die Sterne gesetzet worden, als die Proserpina dessen Gemahlinn, Ethemea, lebendig in die Hölle gerissen, weil sie der Diana ihren Dienst nicht mehr erweisen wollen, Merops aber ihrer so gar nicht vergessen können, daß er sich selbst den Tod deswegen anthun wollen. So sagen auch einige, Mercurius sey aus Liebe zur Venus in Ohnmacht gefallen, von ihr aber nicht geachtet worden, welches denn dem Jupiter so nahe gegangen, daß, als Venus sich darauf in dem Achelous gebadet, er einen Adler abgeschickt, welcher ihr den einen Schuh genommen, und dem Mercurius in Aegypten überbracht. Da ihm nun Venus nachgefolget, denselben wieder zu holen, so habe Mercurius von ihr erhalten, was er gewollt, und dafür den Adler zur Dankbarkeit und zum Andenken an den Himmel versetzet. Hygin. Astron. lib. II. c. 16.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 349-350.
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