[401] ARGVS, i, (⇒ Tab. XVIII.) Agenors, Apollod. lib. II. c. 1. §. 2. oder, nach andern, Arestors, Asclepiades ap. eumd. l. I. §. 13. & Ovid. Metam. I. v. 624. oder auch des Inachus Sohn, Pherecydes ap. Apollod. l. c. war über und über voller Augen, daher er auch den Beynamen Panoptes führet, Apollod. l. c. wogegen andere ihm doch nur hundert zulegen, die er am Kopfe herum gehabt, von denen allemal nur zwey oder doch nur die Hälfte geschlafen, die andern hingegen insgesammt gewachet, und rings um sich herum gesehen haben. Ovid. l. c. Er war auch von einer ungemeinen Stärke, so, daß er einen ungeheuren Ochsen erlegete, welcher Arkadien verwüstete, und hernach dessen Haut statt seiner Kleidung trug, imgleichen einen Satyr hinrichtete, welcher Arkadien plagete, und selbst die Echidna, des Tartarus und der Erde Tochter, eine grausame Schlange, welche die Strassen sehr unsicher machte, und alle fraß, die sie ertappete, im Schlafe überra schete und umbrachte. Apollod. l. c. Eben daher gab ihm Juno die in eine Kuh verwandelte und ihr vom Jupiter geschenkete Io zu verwahren. Er pflegete sie in dem mycenischen Walde insgemein an einen Oelbaum anzubinden, Id. l. c. §. 3. und setzete sich, wenn er sie auf die Weide trieb, auf einen hohen Berg, damit er so wohl sie, als auch sonst sehen konnte, was sich etwa eräugete. Weil Jupiter sie aber doch von ihm gern befreyen wollte, so schickete er den Mercurius ab, sie zu entführen, sollte er auch gleich den Argus selbst dabey hinrichten. Dieser verwandelte [401] sich daher in einen Hirten, und spielete so lieblich auf seiner Pfeife, daß Argus ihn neben sich setzen ließ, da er ihm denn so viel vorplauderte und pfiff, daß er ihn endlich einschläferte, und so denn mit einem krummen Schwerte nicht nur den Hals abhieb, sondern ihn auch vollends den Fels hinab stürzete. Ovid. l. c. v. 666. Doch soll er auch, nach andern, nur vorgehabt haben, ihm die Kuh zu stehlen: allein, als ihn Hierax verrathen, soll er den Argus mit einem Steine erschlagen, und daher den Beynamen Argiphontes bekommen haben. Apollod. l. c. §. 3. Weil er nun in der Juno Dienste umgekommen war, so nahm sie dessen Augen und setzete sie ihrem gewidmeten Pfaue in den Schwanz, Ovid. l. c. v. 722. oder verwandelte ihn selbst in einen Pfau, und machte ihn zu ihrem angenehmsten Vogel. Nat. Com. l. VIII. c. 19. Wie aber hierbey einige wollen, daß Io eine gute Buhlschwester gewesen, und, als sie ihr Vater Arestor, dem Argus, als ihrer Mutter Bruder, in Verwahrung gegeben, so habe Mercurius auf ihr Verlangen diesen ihren Vetter hingerichtet, und mit ihr so dann die Flucht genommen; Anonym. ap. Thom. Gale in Opusc. Mythol. c. 15. so deuten hingegen andere den Argus selbst auf den Himmel, die Io aber auf die Erde, welche jener stets mit seinen vielen Augen, nämlich den Sternen, ansieht, wovon doch aber die eine Hälfte schläft, so fern nämlich solche Sterne von der Sonne nicht erleuchtet werden sollen, und also gleichsam schlafen. Andere verstehen durch den Argus und seine vielen Augen die Lüfte der Jugend, durch den Mercurius aber die gesunde Vernunft, welche endlich von Gott erwecket wird, daß sie besagte Lüfte tödtet. Nat. Com. l. c. Ungezwungener aber deuten andere die Fabel dahin, daß niemand so scharfsichtig sey, der nicht von Betrügern könne überlistet und berücket werden; Omeis Mythol. in Argus. oder aber daß Beredtsamkeit und Waffen einen Feind gar leicht besiegen können, oder da Mercurius die Sonne, Argus aber der gestirnte [402] Himmel ist, dieser von jener jederzeit verdunkelt, und mithin gleichsam getödtet werde. Masen. Spec. Ver. occ. c. XXII. n. 22.