Arion

[418] ARĬON, ŏnis, Gr. Ἀρείων, ονος, ein Pferd, welches Neptun mit der Ceres gezeuget, als er diese mit seiner Liebe verfolgete, und sie in größtem Kummer ihre verlorene Tochter, die Proserpina, suchete, auch sich daher, um seiner abzukommen, selbst in eine Furie verwandelt hatte. Apollod. lib. III. c. 6. §. ult. & Tzetz. ad Lycophr. v. 152. Jedoch machen andere nur die Erde zu dessen Mutter, Antimach. ap. Pausan. Arcad. c. 25. p. 495. und noch andere den Zephyr und eine Harpyie, Quint. Calaber. L. IV. 570. wie denn auch einige vorgeben, daß es bey Athen entsprungen, als Neptun bey seinem Streite mit der Minerva, wer dieser Stadt den Namen geben sollte, mit seinem Dreyzacke auf die Erde geschlagen Serv. ad Virg. Geerg. I. 12. Kurz, es war aus dem Göttergeschlechte, und wurde deswegen auch δεῖον genannt. Hom. Il. Ψ. 346. Es wurde von den Nereiden auferzogen, Claudian. Cons. Hon. IV. v. 555. und hatte nach einigen blauliche, Antimach. ap. Paus. l. c. nach andern aber röthliche Haare, Stat. Theb. VI. v. 301. wie nicht weniger auf der rechten Seite einen Menschenfuß, und war dabey so geschwind im Laufen, daß es selbst die Winde und Wolken übertraf. Luctat. ad Stat. l. c. Es brauchete dasselbe erstlich Neptun vor seinem eigenen Wagen, worauf es Kopreus, König von Aliartus in Böotien, Didymus ad Hom. Il. Ψ. 346. oder, nach andern, Oncäus, von diesem aber Herkules, bekam, als er die Stadt Elis überzog. Pausan. l. c. Er brauchte es auch, als er mit dem Cyknus, des Mars Sohne, stritt. Hesiod. Scut. Herc. v. 120. Von dem Herkules erhielt es Adrastus, der eben durch dessen Geschwindigkeit sein Leben in der unglücklichen Schlacht vor Theben erhielt. Pausan. l. c. Ueber dieß alles hatte es noch die Fähigkeit, zukünftige Dinge vorher zu wissen; Stat. l. c. v. 424. ja, es konnte so gar reden. propert. L. II. Eleg. XXV. 37. Als es aber dereinst Polynices in den nemeischen Spielen brauchte, so warf es[418] ihn herunter, jedoch erhielt es für sich allein den Preis. Alex. ab Alex. lib. V. c. 8. p. 68. T. II. Die ganze Nachricht von demselben soll indessen doch nichts anders sagen wollen, als Adrastus habe ein sehr gutes Pferd gehabt, welches vielen Herren gedienet. Man hat es vermuthlich nur deswegen vom Neptun abstammen lassen, weil man ihn für den ersten gehalten, der die Pferde zu bändigen gelehret; und diejenigen, welche ihm den Zephyr zum Vater gegeben, haben gewiß auf seine Hurtigkeit gesehen. Ban. Erl. der Götterl. V B. 85 S.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 418-419.
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