[529] BAVCIS, ĭdis, eine alte Frau in Phrygien, welche sich mit ihrem Manne, dem Philemon, in einem elenden Hüttchen behalf, sonst aber bey ihrer Armuth gar friedlich und vergnügt lebete. Danun Jupiter und Mercur in verstellter Gestalt das Land durchgiengen, um zu sehen, wie die Menschen lebeten, so war niemand, der sie aufnehmen wollte, als diese beyden. Sie bewirtheten auch dieselben nach allem ihrem Vermögen, und vermerketen endlich, daß [529] ihre Gäste Götter seyn müßten, weil der Wein, den sie ihnen aufsetzeten, nicht abnahm. Endlich gaben sich beyde zu erkennen, und vermahneten die beyden Alten, ihnen zu folgen, weil das Land ein besonderes Unglück treffen würde. Sie thaten es, und stiegen mit den beyden Göttern einen Berg hinan, von dar sie endlich sahen, wie die ganze unten liegende Gegend mit Wasser bedeckt sey, ihre Hütte allein ausgenommen, die aber in einen prächtigen Tempel von Marmor verwandelt wurde. Als nun Jupiter ihnen endlich befahl, sie sollten sich von ihm etwas ausbitten, so verlangeten sie, daß sie Priester in dem neuen Tempel werden, und keines des andern Tod erleben möchte. Sie erhielten solches; und, als sie dereinst dem Volke erzähleten, wie es ihnen und dem versenkten Lande ergangen, so wurden sie beyderseits zugleich in Bäume, und zwar Philemon in eine Eiche, Baucis aber in eine Linde verwandelt, die vor dem besagten Tempel stunden, und lange Zeit in allen Ehren gehalten wurden Ovid. Metam. VIII. v. 620. & Lact. Placit. Narr. lib. VIII. Fab. 7. 8. 9. Diese Fabel lehret, daß Gotte die Gastfreyheit sehr angenehm sey, und er selbige keinesweges unvergolten lasse; hiernächst aber auch, daß derselbe gutherzige und fromme Leute segne, erhebe, und mit Ehre und Unsterblichkeit kröne, wenn sie sonst gleich noch so arm und niedrig sind. Omeis Mythol. in Baucis, s. p. 60. Es haben sie auch einige neuere Dichter in dieser Absicht sehr schön erzählet. Hagedorns poet. Werke, II Th. 169 S. und die er anführet.