Berenice

[545] BERENICE, es, des zweyten Ptolemäus Lagus und der Arsinoe Tochter, vermählte sich mit ihrem Bruder Ptolemäus Evergetes. Schol. Theocrit. Idyll. XVII. 128. Als derselbe aber bald darauf in den Krieg nach Asien gieng, so that Berenice ein Gelübde, sie wollte sich ihr Haar abschneiden und es den Göttern wiedmen, wenn er als Sieger zurück käme. Ihr Gelübde wurde angenommen und sie brachte ihr Haar also in den Tempel der Venus Arsinoe Zephyritis, und nicht des Mars, wie einige sagen. Diction. portat. de Mythol T. I. p. 139. Den andern Morgen aber war solches nicht mehr da zu sehen, worüber der König sehr ungehalten war. Allein, Conon, ein berühmter Sternseher, suchete sich bey dem Könige beliebt zu machen und Berenicen zu trösten. Er gab also vor, es wäre dieses Haar den Göttern so angenehm gewesen, daß sie es unter die Sterne versetzet hätten. Er wies auch sieben Sterne an dem Schwanze des Löwen, welche noch keine Figur hatten und in einem Dreyecke stunden, die er dafür ausgab. Hygin. Poet. astron. L. II. c. 24. Wir haben von diesem Haare noch eine schöne Elegie beym Catull Carm. LXV. welche [545] ganz aus einem griechischen Gedichte des Kallimachus genommen seyn soll, welches aber verloren gegangen ist. Vulpius ad Catul. l. c. Heutiges Tages rechnet man zu diesem Gestirne, nach dem Longomontanus, vierzehn Sterne, deren einer von der dritten, zwölfe von der vierten und einer von der fünften Größe sind. Andere nennen es auch die Korngarbe, Schiller die Geißel Christi, Harsdörfer Absalons Haar und Philipp Cäse Maria Magdalenen oder Marien des Lazarus Schwester Haar. Strauch. Astrognos. Aphor. 142. p. 70.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 545-546.
Lizenz:
Faksimiles:
545 | 546