Cardea

[632] [632] CARDEA, æ, eine besondere Göttinn der Römer, die über die Cardines, oder Thürangel, gesetzet war, Augustin. de C. D. lib. IV. c. 8. und also, was verschlossen war, öffnete, und, was offen war, zuschloß. Ovid. Fast. lib. VI. v. 102. Indessen ist man doch wegen ihres Namens noch nicht einig, indem einige sie Cardineam, Perottus Cornu Cop. p. 36. andere hingegen nur Carnam, Ovid. l. c. v. 101. & Vives ad Augustin. l. c. nennen, welches einige wiederum aus Cardinea zusammen gezogen, andere aber, durch Versetzung der Buchstaben, aus ihrem eigentlichen Namen Krana gemacht zu seyn glauben. Gyrald. Synt. I. p. 55. Sie war sonst an sich eine Nymphe und Tochter des Helenus, Ovid. l. c. v. 105. oder vielmehr Helernus, eines gewissen Genius, Cnipping. ad eumd. l. c. welche ihre Lust am Jagen hatte, allein, mit ihrer Schönheit auch viele nach sich zog. Sie hintergieng sie aber alle damit, daß sie dieselben vermochte, mit ihr ins dichte Gesträuche zu gehen, weil es sich nicht wohl schickte, ihre Dinge am hellen Lichte vorzunehmen. Wenn sie nun mit ihren Verfolgern ins Finstere gekommen war, so wußte sie sich geschicklich hinter ihnen weg zu stehlen, und also ihnen zu entgehen. Indem aber auch Janus sich in sie vergaffete, und sie ihn ebenfalls so zu berücken vermeynte, so wollte ihr solches nicht füglich angehen, weil Janus auch sehen konnte, was hinter ihm geschah: indessen aber machte er sie für die erhaltene Gunst zu obberührter Göttinn. Ovid. l. c. Ihr Fest wurde ihr auf dem Berge Cölius den 1sten Junii gefeyert, und rührete es von dem Junius Brutus her. Cnipping ad Ovid. v. 103. wofern nur die Carna nicht eine ganz andere Göttinn ist, als die Cardea. Sieh hernach Carna.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 632-633.
Lizenz:
Faksimiles:
632 | 633
Ähnliche Einträge in anderen Lexika