Cleomedes

[741] CLEOMEDES, is, Gr. Κλεομήδης, εος, ein Kämpfer von Astypaläa, erhielt in den olympischen Spielen den Preis im Fechten. Weil er aber dabey den Iccus von Epidaurus ums Leben brachte, so bekam er den ihm sonst gehörigen Preis nicht. Er zog sich daher dieses so sehr zu Gemüthe, daß er närrisch darüber wurde, und, da er zurück nach Astypaläa kam, gieng er in solcher Raserey in eine dasige Knabenschule, riß eine Säule um, worauf das Gebäude meist ruhete, und machte damit, daß solches alle sechzig Knaben, die eben darinnen waren, erschlug. Als ihn darauf die Bürger der Stadt mit Steinen verfolgeten, so flüchtete er sich in den Tempel der Minerva, und kroch daselbst in einen Kasten. Wie man nun solchen Kasten auf keine Art aufmachen konnte, so schlug man ihn endlich entzwey, fand aber den Kleomedes weder lebendig, noch todt darinnen. Als man daher das Orakel solches Zufalles halber [741] fragete, so gab es zur Antwort, daß solcher Kleomedes der letzte der Helden sey, und sich bereits unter den Göttern mit befinde, daher man ihm in Zukunft seine geziemende Ehre mit erweisen sollte, welches denn auch gar sorgfältig geschah. Pausan. Eliac. poster. c. 9. p. 360.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 741-742.
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