Daemogorgon

[858] DAEMOGORGON, ŏnis, Gr. Δαιμογοργὼν, όνος, soll so viel als der Erdgeist heißen und wird für das erste und ursprüngliche Wesen aller Dinge angegeben, welches die dreyfache Welt, nämlich den Himmel, die Erde und das Meer und alles, was darinnen ist, hervorgebracht hat, dessen Namen man aber eigentlich nicht nennen durfte. Stat. Theb. IV. 516. & Lactat. adill. Er war auch der Vater aller Götter, hatte aber selbst keinen Ursprung. Man stellete ihn als einen kothigen, mit Mooße bedeckten, blassen und ungestalten Greis vor, der in dem Innern der Erde wohnete und die Ewigkeit und das Chaos zu Gefährten hatte. Da ihm in dieser Einsamkeit Zeit und Weile lang wurden, so machete er sich eine kleine Kugel, worauf er sich setzete. Er erhob sich damit in die Luft, umgab die ganze Erde und bildete also den Himmel. Darauf zog er aus der Erde entflammeten Koth, welchen er gen Himmel schickete, um die Welt zu erleuchten, wovon er die Sonne bildete, welche er der Erde zur Ehe gab, und wovon der Tartarus, die Nacht u.s.w. geboren wurden. Theodontius ap. Boccac. L. I. c. 3. Man giebt dem Dämogorgon sonst noch viele Kinder, als die Zwietracht, den Pan, die drey Parcen, den Erebus u.a. Pronapis ap. Nat. Com. L. V. c. 6. An sich aber war dieses Grundwesen nichts anders, als was man die Natur nennet.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 858.
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