Demophile [1]

[891] DEMOPHILE, es, heißt bey einigen die kumanische oder siebente von den zehn Sibyllen, welche Varro erzählet, die von andern Herophile oder Amalthäa genannt wird, Lactant. In. Instit. L. I. c. 6. Man giebt ihr auch die Namen Demo, Pausan. Phoc. c. 12. p. 631. Hierophile, Suid. sub h. v. und Phemonoe, Serv. ad Virg. Aen. III. 445. wiewohl sie wahrscheinlicher Weise keine andere ist, als Virgils Deiphobe Aen. VI. 36. Eben so ist sie mit der kumäischen und erythräischen einerley, wiewohl es sich nicht sicher bestimmen [891] läßt, wenn und wie lange sie gelebet hat. Sie müßte aber über achtzehn hundert Jahre alt geworden seyn, wenn man das alles von ihr annehmen wollte, was ihr die Schriftsteller zuschreiben. Gallæus de Sibyllis c. 8. Man hält sie für diejenige, die dem Tarquinius neun Bücher zu verkaufen gebracht, welche die Schicksale des rö mischen Staates enthalten sollten. Sie forderte dreyhundert Goldstücke dafür, worüber der König nur aus Verachtung lachete und sie für närrisch hielt. Hierauf nahm sie ganz gelassen drey von den Büchern und verbrannte solche in seiner Gegenwart. Gleichwohl verlangete sie für die sechs übrigen noch eben so viel; wodurch denn Tarquin in seiner Meynung bestärket wurde, daß sie unsinnig wäre. Allein, sie warf noch drey von diesen Büchern in das Feuer und blieb nichts destoweniger für die noch rückständigen auf dem einmal gesetzten Preise bestehen, mit dem Bedrohen, sie ebenfalls zu verbrennen, wenn er sich noch weigerte, so viel dafür zu geben. Hierüber stutzete der König und bezahlete ihr so viel, als sie verlanget hatte. Lactant. l. c. Aul. Gell. L. I. c. 19. Doch da dieses hier der eine von Tarquin dem alten, der andere von Tarquin dem stolzen erzählet; und einige auch nur von dreyen Büchern reden, die sie dem Könige gebracht und wovon sie zwey verbrannt hat: Plin. H. N. L. XIII. c. 13. sect. 27. so bleibt die ganze Sache noch sehr ungewiß. Dieß geschieht um so vielmehr, weil einige bey dieser Begebenheit bloß von einer alten ausländischen Frau etwas Kissen; Aul. Gel. l. c. Dion. Halic. L. IV. p. 259. welche Amalthea soll geheißen haben. Serv. ad Virg. Aen. VI. 73. Weil nun dieser Namen auch einer von den Sibyllen beygeleget wird: Tibull. Eleg. V. l. II. so hat man auch die Geschichte wohl einer derselben zuschreiben können. Gallæus l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 891-892.
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