Leda

[1446] LEDA, æ, Gr. Λήδη, ης, ( Tab. XXVI.) [1446] des Thestius, oder, nach andern, des Thespius, Königs in Aetolien, oder vielmehr des Glaukus Tochter. Scbol. Apollon. ad l. I. v. 146. Sie heurathete den Tyndareus, und zeugete mit ihm die Timandra, Klytämnestra und Philonoe. Weil aber Jupiter seine Augen auf sie warf, und ihr sonst nicht beykommen konnte, so verwandelte er sich in einen Schwan, oder nach andern in eine Gans. Virgil. in Ciri, 489. in welcher Gestalt er auch auf einem herkulanischen Gemälde mit ihr abgebildet ist. Pitt. ant. d'Ercol. T. III. tav. 8. Er zeugete also den Pollux und die Helena mit ihr, und, da Tyndareus ihr die Nacht darauf auch beywohnete, so bekam sie von ihm noch den Kastor darzu. Apollod. l. III. c. 10. §. 5. 6. 7. Nach einigen verwandelte sie Jupiter erst in eine Gans, sich aber in einen Schwan; daher sie denn von ihm hernach erst ein Ey gebar, aus welchem Pollux und Helena hervor kamen, Hygin. Fab. 77. & Virgil. in Cri. 489. oder er verstellete sich nur in dergleichen Vogel, Venus aber mußte die Gestalt eines Adlers annehmen und ihn also verfolgen, da er denn seine Zuflucht zur Leda nahm. Als diese nun ihn in den Schooß fassete, so wurde sie in dem Augenblicke mit einem Schlafe befallen, und von ihm also zu seinem Willen gebrauchet. Jedoch wollen auch einige, er habe auf solche Art nur die Nemesis überlistet, die so dann ein Ey geboren, welches Merturius der Leda nach Sparta überbracht, und da es solche sorgsältig aufgehoben, sey endlich die Helena daraus entsprungen. Schol. German. ap. Muncker. ad Hygn. l. c. Allein, noch andere wollen, daß sie selbst zwey Eyer geboren, als eins von dem Jupiter, und eins von dem Tyndareus, da denn aus jenem Pollux und Helena, aus diesem aber Kastor und Klytämnestra geboren worden. Hygin. Astron. l. II. c. 8. Wie aber ihre und Jupiters Zusammenkunft an dem Flusse Europa geschehen seyn sollte, auf welchem es viel Schwäne gegeben zu haben scheint: also wollen einige, daß sie mit einem Liebhaber dasiger Gegend ihre Liebeshändel [1447] gehabt, und ihre Schande zu bemänteln, hernach vorgegeben, Jupiter habe sich in einen Schwan verwandelt, und sey ihr also zu nahe gekommen. Banier Entret. XV. ou P. II. p. 134. Diese Zusammenkunft hat indessen den Künstlern vielen Anlaß gegeben, ihre Vorstellungskraft zu üben; und sie haben solche auf mancherley Art in allerhand Denkmaalen vorgestellet. Ein Stück eines alten Gefäßes aus Erze zeiget sie gleichsam in einer seufzenden Gestalt mit einem von der linken Hand in die Höhe gehobenen Gewande. Mit der rechten drücket sie den linken Flügel des von unten gegen sie hinauf sich erhebenden Schwanes zurück, den aber der unter ihm fliegende Amor aus aller Gewalt mit beyden Händen hinan drücket. Borioni Collect. antiq. Rom. t. 27. Sonderlich trifft man sie sehr vielfältig auf geschnittenen Steinen an. Montfauc. ant. expl. T. I. P. II. t. 195. n. 1.–4. und Lipperts Dactyl. 1 Taus. 32–39 N.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1446-1448.
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