Lvpercvs

[1482] LVPERCVS, i, ist bey den Römern so viel, als Pan bey den Griechen. Er soll diesen Namen von lupus und arceo haben, weil er durch seinen Beystand die Wölfe von den Schafen abtriebe. Jedoch verstehen auch einige den Bacchus unter ihm, und wollen, daß ihm der Namen von luo, ich opfere, und Caper, ein Bock, gegeben worden, weil ihm dergleichen ehemals geopfert worden. Indessen wurden ihm zu Rom die Lupercalien zu Ehren gefeyret. Serv. ad Virgil Aen. VIII. v. 343. Dieses Fest soll schon Evander eingeführet haben: Iustin. l. XLIII. c. 1. §. 7. doch machen andere erst den Romulus und Remus zu Urhebern desselben. Valer. Max. l. II. c. 2. n. 9. Es wurde jederzeit den 15ten Februar gefeyret. Calendar. Rom. ap. Gyrald. p. 827. Die vornehmsten Cerimonien dabey waren, daß erst zween vornehme Jünglinge aufgeführet wurden, denen mit dem Blute einer geschlachteten Ziege und darein getunketen Degen die Stirne bestrichen [1482] wurde, welches darauf andere mit Wolle, die in Milch eingetunket war, unter einem allgemeinen Gelächter, wieder abwischeten. Hierauf wurden denn Ziegen und Hunde geopfert, mit deren Fellen die jungen Bursche sich den Unterleib verbanden, sonst aber ganz nackend waren, und also, nachdem sie geschmauset, und sich im Weine ziemlich berauschet hatten, durch die Stadt herum tobeten, und allen Frauen und Jungfern, die ihnen aufstießen, im Scherze mit Riemen von Bockshäuten schlugen, wobey ihnen die unfruchtbaren Weiber gutwillig in den Weg kamen, und sich mit den ledern Riemen vornehmlich auf die Hände schlagen ließen, indem sie glaubeten, daß solches die Fruchtbarkeit befördern sollte. Plutarch. in Romulo c. 17. Valer. Max l. c. Ovid. Fast. II. v. 267. & Schol. Iuvenal. ad Sat. II. v. 142. Diese Schwärmer wurden von dem Geknarre, das sie mit ihren Ledern machten, Crepi genannt. Festus l. III. p. 102. Es war aber Lupercus oder Pan selbst nicht anders, als die Luperci, bekleidet. Iustin. l. c. Man hat einen derselben auf einem geschnittenen Steine zu sehen geglaubet, wo sich eine Figur eine Larve vor das Gesicht setzet, und einen Stab führet, der mit einem Büschel Früchte oder Beeren gezieret ist. Winkelm. Descript. des P. gr. du B. Stosch. p. 256. Andere haben darauf nur eine spielende Person aus der lateranischen Komödie gesehen. Ficoroni Masch. scen. p. 57. t. 13. Eben so will man den Anfang der Lupercalien auf einem andern wahrnehmen, wo ein unbekleideter Jüngling einen Widder oder eine Ziege auf den Altar niedergeleget hat, welches Opfer der Priester zu empfangen scheint, und die linke Hand auf den Kopf des Jünglinges leget, neben welchem eine Frauensperson steht, und auf das Opfer aufmerksam zu seyn scheint. Mariet. des pier. grav. T. II. P. I. t. 64. Doch meynet man, es sey solches noch nicht bewiesen genug. Lipperts Dactyl. I. Taus. 933 N. Die Opferung geschah in dem so genannten Lupercal, welches [1483] in der X Region der Stadt war. Nardin. l. VI. c. 11. p. 378. Die Luperci waren eigentlich in zwo Gesellschaften, als in die Fabier und Quinctilier getheilet, wozu mit der Zeit noch die Julier kamen, die Julius Cäsar einführete. Ovid. & Festus ap. Rosin. l. III. c. 4. & ad hunc Dempster. l. c. Da dieser schöne Gottesdienst ziemlich in Vergessenheit gerathen war, so brachte ihn der Kaiser Augustus wieder auf, verboth aber zugleich, daß keine unbärtige Bursche solchen mit begehen sollten. Sueton. in Augusto c. 31.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1482-1484.
Lizenz:
Faksimiles:
1482 | 1483 | 1484