Matvta

[1537] MAT ÉTA, æ, oder, wie sie völliger genannt wird, Matuta Mater, war bey den Römern, was Leukothea bey den Griechen war. Ovid. Fast. VI. v. 545. Beyde Namen aber erhielt des Kadmus Tochter, und Athamas Gemahlinn, Ino, erst, nachdem sie sich ins Meer gestürzet hatte, und in eine Göttinn war verwandelt worden. Cic. de N.D. l. III. c. 19. p. 1197. a. Zu Rom wurde sie allein von den Ehefrauen verehret, und es durfte durchaus keines Magd mit darzu kommen, außer einer einzigen, die aber von den Frauen Ohrfeigen in der Menge bekam, und dieses nach einigen zum Andenken, weil die Antiphera, eine Magd der Ino aus Aetolien, es heimlich mit dem Athamas hielt, welches die Ino so schmerzete, daß sie darüber in Wahnwitz gerieth, und sich ins Meer stürzete. Daher stund denn zu Chäronea bey dem Gottesdienste der Leukothea der Küster mit einer Peitsche vor dem Tempel, und rief: Es sollte sich kein Knecht, und keine Magd, kein Aetolier und keine Aetolierinn unterstehen, in den Tempel zu kommen. Plutarch. Quæst. Rom. n. 16. p. 267. Einige wollen, diese Magd habe es auch dem Athamas verrathen, daß Ino gedörretes Getraide säen lassen, und damit die entstandene große Theurung verursachet. Ovid. l. c. v. 555. Es bat aber keine Frau die Matuta für das Wohlseyn ihrer eigenen, sondern nur ihrer Schwester Kinder, weil Ino mit den ihrigen höchst unglücklich, glücklich aber mit ihrer Schwester Sohne, dem Bacchus, [1537] gewesen war. Plut. l. c. n. 17. & Ovid. l. c. v. 559. Einige halten sie für die Aurora oder Morgenröthe. Lucret. l. V. v. 655. Den ersten Tempel erbauete ihr Servius Tullius; und, da er ziemlich eingegangen war, so erneuerte ihn Camillus, nachdem er die Stadt Vejos erobert hatte. Livius l. V. c. 19. Cf. Nardin. l. V. c. 10. & Al. Donat. l. II. c. 25. p. 150. Es stund derselbe in der VIII Region der Stadt, ohne welchen sie noch einen mit ehernen Säulen in der XIII gehabt haben soll. Panvin. ap. Rosin. l. I. c. 13. & Merula Cosmogr. P. II. l. IV. c. 22. Andere aber ziehen solchen nicht unbillig in Zweifel, und halten ihn mit vorhergehendem für einerley. Nardin. l. VII. c. 9. Das Fest, welches ihr gefeyert wurde, hieß Matralia, und fiel den 10ten Junii ein. Calend. Rom. ap. Gyrald. Opp. P. II. p. 835. Man findet sie noch als eine Göttinn auf einem Marmor genannt. Murat. nov. Thes. Inscr. T. IV. p. 1984. n. 9. Ihren Namen selbst aber hat sie nach einigen von manus, gut, oder von mane, des Morgens, als der Zeit, welcher sie mit vorgesetzet war. Voss. Etymol. in Matutinus, p. 364. Man hat noch eine Abbildung von ihr, die sie aber in ihrer Matronenkleidung durch kein besonderes Merkmaal kenntlich machet, als daß unten am Fuße steht MATVTAE LVG. Montf. ant. expl. T. I. P. II plan. 203. n. 2.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1537-1538.
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