[1644] MINYĂDES, um, Gr. Μινυάδες, ων, (⇒ Tab. XI.) sind des Minyas Töchter, Leucippa, Arsippa und Alkathoe, welche dermaßen auf ihre Arbeit erpicht waren, daß sie des Bacchus Gottes dienst gänzlich dabey verabsäumeten, auch andere Weiber dabey ausschalten, welche die Städte verließen, und besagtem Gotte zu Ehren auf den Bergen [1644] herum schwärmeten. Endlich aber erschien ihnen Bacchus in Gestalt einer Jungfer, und ermahnete sie, des Bacchus Dienst nicht zu verabsäumen. Als sie ihm aber kein Gehör geben wollten, so verwandelte er sich in einen Stier, Löwen und Pardel, und ließ Nectar und Ambrosia von sich fließen, wodurch sie denn dergestalt erschrecket wurden, daß sie looseten, welche insonderheit dem Bacchus ein Opfer bringen sollte. Da es nun die Leucippe traf, so schlachtete und zerfleischete sie, mit Beyhülfe der übrigen beyden, ihren Sohn, den Hippasius. Sie verließen darauf ihr Haus, und schwärmeten auf den Bergen herum, wobey sie nichts als Epheu, Lorber und dergleichen aßen, bis sie endlich Mercurius mit seinem Stabe berührete, und die eine in eine Eule, die andere in eine Fledermaus, und die dritte in ein Käuzchen verwandelte. Nicander ap. Anton. Liberal. c. 10. Nach einigen wurden sie rasend, und fielen dabey auf die Begierde, Menschenfleisch zu essen, looseten daher um ihre Söhne, und verzehreten also den erwähnten Hippasius. Ihre Männer trugen nachher beständig schlechte Kleider, ihr Trauren zu bezeugen, wovon sie Psoloei, wie die Minyaden Aeoleiæ, d.i. Grausame, genannt wurden. Diese Namen behielten auch ihre Nachkommen, von welchen das Frauenvolk jährlich an den Agrionien, einem Feste, von des Bacchus Priester mit bloßem Schwerte verfolget, und, wenn er sie ergreifen konnte, niedergemacht wurde. Dieß geschah noch zu Plutarchs Zeiten wirklich, zog aber so wohl dem Bacchuspfaffen, dem Zoilus, als der ganzen Stadt ihr Unglück zu. Plutarch. Quæst. Græc. n. 38. p. 299. T. II. Opp.