Mnevis

[1655] MNEVIS, is, Gr. Μνευις, εως, ein Ochs, welcher der Sonne gewiedmet [1655] war, und besonders zu Heliopolis von den Aegyptern als ein Gott verehret wurde. Aelian. H. A. l. XI. c. 11. Plutarch. de Is. & Osir. c. 37. p. 364. T. II. Opp. Porphyr. ap. Euseb. Pr. Ev. l. III. c. 13. Strah. l. XVII. p. 805. Sein Dienst war viel älter, als des Apis seiner zu Memphis, und soll schon unter dem ersten Könige Menes daselbst, und also lange vor Mosis Zeiten seyn eingeführet worden. Iablonski Panth. ægypt. T. II. p. 267. Er wird auch für einen Vater des Apis gehalten. Plutar. l. c. und seine Verehrung soll vom Osiris herrühren. Diod. Sic. l. I. c. 88. p. 55. Gleichwohl wurde er nach der Zeit nur der zweyte im Range und der Apis ihm vorgezogen. Plutarch. l. c. Wie aber dieser besondere Kennzeichen haben mußte, so erforderte man dergleichen auch an dem Mnevis, ehe man ihn der göttlichen Verehrung würdig achtete. Er mußte nicht allein überaus schwarz, sondern auch von einer ausnehmenden Größe seyn, und seine Haare sowohl an dem Schwanze, als an dem ganzen Leibe, gerade die gegenseitige Lage von der natürlichen haben. Ueber dieses mußte er dem Ansehen nach sehr geil seyn, und große Hoden haben, um dadurch die Hitze der Sonne anzudeuten, die alles schwängert. Porphyr. ap. Euseb. l. c. Sein Namen soll eigentlich Mnuoein oder Mnoein heißen, woraus die Griechen Μνευϊν, und im Nominative Μν ευϊς gemacht; und von dem coptischen U-o-ein oder O-ein herkommen, welches das Licht heißt und auch die Sonne bezeichnet. Weil nun auch die Stadt Heliopolis On hieß, so bedeutet der Namen so viel, als einen, der zur Sonnenstadt gehöret, oder der Sonne geweihet ist. Iablonski l. c. p. 269. Sonst giebt man ihn für einen Mann von großen Verdiensten aus, der die Aegypter gesittet gemacht und sie beredet, seine Gesetze anzunehmen, wovon er vorgegeben, er habe sie vom Mercur erhalten. Diod. Sic. l. I. c. 94. p. 59. Andere wollen einen der ältesten Könige in Aegypten, den Misraim oder Menes, unter ihm finden. Voss. Theol. gent. l. I. c. 29. Doch hält man ihn auch mit dem Osiris für [1656] einerley, woraus man denn vielleicht mit mehr Witze, als Wahrscheinlichkeit, den Moses machen will. Huet. Dem. Ev. Prop. IV. c. 7. §. 37.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1655-1657.
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