Mvliebris

[1667] MVLIĔBRIS, is, ein Beynamen der Fortuna, unter welchem sie unsern von Rom ihren besondern Tempel hatte. Es wurde derselbe erbauet, als die Weiber den Coriolan dahin gebracht, daß er von der Stadt abzog, da man ihm sonst keinen Widerstand thun konnte. Denn als der Rath nachher die Frauen befragte, was sie wollten, daß ihnen für solchen Dienst erwiesen werden sollte, so baten sie sich aus, daß solcher Fortuna ein Tempel er richtet werden möchte, in welchem sie allein für die Wohlfahrt des gemeinen Wesens bitten könnten. Dieses stund ihnen der Rath willigst zu, kaufte einen Platz, und erbauete den Tempel für gemeines Geld, aus dem Schatze. Er ließ nicht weniger das Bild der Göttinn verfertigen, jedoch schossen die Weiber auch Geld zusammen, und ließen ein besonderes für sich machen. Da nun beyde bey Einweihung des Tempels errichtet wurden, so fieng der Frauen ihres an zu reden, und gab öffentlich zu verstehen, wie zufrieden sie mit deren Ergebenheit wäre. Es beschlossen diese nachher, daß solcher Bildsäule von keiner andern ein Kranz aufgesetzet, oder sie berühret werden sollte, als von der, welche ihren ersten Mann noch hätte. Dion. Halic. A. R. l. VIII. c. 10. Livius l. II. c. 40. Lactant. Inst. l. II. c. 7. §. 11. Valer. Max. l. I. c. 8. n. 4.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1667.
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