Pax

[1907] PAX, cis, Gr. Ἐιρήνη, ης, Friede, wurde so wohl von den Griechen, als Römern, für eine Göttinn verehret, und sie hatte zu Athen ihren besondern Altar. Plutarch. in Cimone. Bey den Römern fieng bereits der Kaiser Claudius an, ihr einen herrlichen Tempel erbauen zu lassen, den aber Vespasianus erst vollführete. Sueton. in Vespas. c. 9. Er ließ eine große Menge alter Bildsäulen von den vortrefflichsten Meistern hineinsetzen, welche Nero aus allen Städten [1907] und Tempeln in Griechenland hatte wegführen lassen. Plin. H. N. l. XXXIII. c. 8. Es lag solcher in der IV Region der Stadt, und war unstreitig einer der schönsten und prächtigsten unter allen römischen Tempeln. Unter dem Kaiser Commodus gieng er bey Nacht mit allen Reichthümern und Schätzen im Feuer auf, ohne daß jemand wußte, woher solches gekommen war. Herodian. l. I. c. 14. Cf. Plin. H. N. l. XXXVI. c. 15. Indessen blieb noch so viel von ihm stehen, daß Serlius dessen Grundriß darnach zeichnen können. Nardin. l. III. c. 12. p. 127. Andere haben noch dessen Abriß von einigen Münzen, sammt denen noch jetzo vorhandenen ziemlich merkwürdigen Ueberbleibseln. Alex. Donat. l. III. c. 4. p. 170. Ihr Altar durfte nicht mit Blute beflecket werden, und ihr wurden auch keine blutigen Opfer gebracht, sondern nur die Knochen von den Beinen oder Hüften auf ihren Altar geleget und verbrannt. Aristophan. Pax. 1017. Sie wurde zuweilen so abgebildet, daß sie den Plutus, oder Gott des Reichthums, als ihr Kind trägt. Pausan. Att. c. 8. p. 13. & Bœot. c. 16. p. 566. Man trifft sie vielfältig auf den römischen Münzen an, wo sie insgemein als eine wohl bekleidete Jungfrau stehend mit einem Oelzweige in der erhobenen oder ausgestreckten rechten Hand, und einem Zepter oder unbeschlagenen Spieße in der linken, vorgestellet wird. Zuweilen sitzt sie auch mit denselben auf einem Throne. Agostini Dialog. II. p. 41. Beger. Thes. Brand. T. II. p. 730. 735. 722 & alibi. Oft hat sie den Zepter mit einem Füllhorne vertauschet, Agost. l. c. Beger. l. c. p. 609. Angeloni histor. aug. p. 6668. und oft auch mit einem geflügelten oder ungeflügelten Mercuriusstabe. Agost. l. c. Beger. l. c. p. 627. Auf einer vespasianischen Münze stützet sie sich mit dem linken Arme, worinnen sie den Oelzweig hält, auf eine Säule und hat vor sich einen Altar oder Dreyfuß stehen, auf welchem das ihr gebrachte Opfer liegt, und worauf sie gleichsam mit dem Mercuriusstabe zeiget. Beger. l. c. p. 636. & Tristan [1908] comment. hist. p. 225. Wenn sie aber auf einer andern desselben mit großen Flügeln vorkömmt, wo sie auf einer Schlange geht, nach deren Kopfe sie den Mercuriusstab neiget, indem sie mit der rechten Hand ihr Kleid am Halse etwas erhebt: Beger. l. c. p. 632. oder, wie man bey einer andern, die mit einer claudischen in Biæi numism. Imperat. t. 19. übereinkömmt, behauptet, einen am Halse hängenden Ring so in der Hand hält, wobey auch die Schlange nur vor ihr herkriecht: so will man es eher für die Vorstellung eines Frieden bringenden Sieges, als des Friedens schon selbst, halten. Tristan l. c. p. 215. Gleichwohl nimmt man eben diese Abbildung auf einer Gemme ebenfalls nur für den Frieden an. Causs. gem. ant. fig. t. 85. Außerdem findet man sie noch öfters mit einer Fackel in der Hand, womit sie Waffen und Gewehr anzündet und verbrennet, als z.B. auf einer vespasianischen Münze, wo dergleichen am Fuße eines Altars liegen. Hinter ihr steht eine Säule, worauf sich ein Bild miteiner Lanze befindet und woran ein Schild gelehnet ist. Beger. l. c. p. 632. Auf einer antoninischen soll es der Raub von dem Feinde seyn. Sie hat dabey, wie auf jener einen Oelzweig, hier ein Füllhorn in dem linken Arme. Tristan l. c. p. 459. Dergleichen hat sie auch auf einer domitianischen bey eben der Verrichtung; Angel. l. c. p. 95. und eben so findet man sie aufeinigen geschnittenen Steinen, mit einem oder dem andern versehen, zusammen gehäufte Waffen anzünden. Gorlæi Dactyl. T. II. n. 192. 198. 649. Sehr selten aber ist es, wenn man sie mit einem Paar Kornähren und einem Mohnhaupte dazwischen in dem linken Arme, und dem ungeflügelten Mercuriusstabe in der ausgestreckten rechten Hand antrifft, wie auf einer Münze des Augustus. Beger. l. c. p. 608.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1907-1909.
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