Pegasvs

[1910] PEGĂSVS, i, Gr. Πήγασος, ου, ( Tab. XI.) wurde, nach einigen, von dem Neptun mit der Medusa gezeuget. Apollod. l. II. c. 3. §. 2. Nach andern entstund er aus dem Blute der letztern, als ihr Perseus den Kopf abhieb. Id. ib. c. 4. §. 2. Er war aber ein schönes Pferd mit Flügeln, vermittelst welcher es, wie ein Vogel, durch die Luft fliegen konnte. Palæph. de Incred. c. 29. & Apollod. l. c. Als es anfangs in seiner Freyheit herum schweifete, so schickte es Neptun unter andern mit ab, daß es dem Berge Helikon mit seinem Fuße eins auf den Kopf geben mußte, als selbiger bey Musicirung der Musen vor Vergnügen sich bis an den Himmel erheben wollte. Nicand. ap. Ant. Liberal. c. 9. Aus dem Orte, wo er mit dem Fuße aufgeschlagen, entstund der Brunnen Hippokrene. Hygin. Poët. Astron. l. II. c. 18. Insgemein findet man ihn so vorgestellet, als wenn er solchen mit seinen Hinterfüßen verursachet hätte, wie es z.B. auf einem geschnittenen Steine vorkömmt. Beger. Spicil. antiq. p. 41. Man saget aber ausdrücklich, daß er ihn durch einen Schlag des Vorderfußes hervorgebracht habe. Arat. in apparent. v. 219. Nachher wollte es Bargyllus, Bellerophons Gefährte, fangen und zäumen, bekam aber einen Schlag von demselben, daß er liegen [1910] blieb. Nat. Com. l. IX. c. 4. Als aber Minerva endlich selbst mit dem Bellerophon Mitleiden hatte, so zähmete sie es bey dem Brunnen Pyrene, und übergab es demselben. Paus. Cor. c. 4. p. 91. Jedoch wollen auch einige, er habe es selbst bey gedachtem Brunnen gefangen, als es dahin zu saufen gekommen. Strabo l. VIII. p. 379. Dieß sieht man auch durch die Vorstellung auf einer alten Gemme bestätiget, wo er den noch zügellosen und sich gewaltig bäumenden Pegasus bey der Mähne hält. Beger. l. c. p. 68. Er bedienete sich darauf dessen und erlegete also die Chimära. Apollod. l. c. c. 3. §. 2. & Eustath. ad Homer. Il. Β. v. 570. Allein, da er endlich auf demselben gar in den Himmel fliegen wollte, so verschaffete Jupiter, daß eine Bräme solchen Pegasus stach, welcher denn den Bellerophon darüber abwarf, vor sich aber bald hoch, bald niedrig einher flog, bis er sich endlich in dem Himmel zu Jupiters Krippe fand, und da stehen blieb, worauf sich denn Aurora denselben von dem Jupiter ausbath, und hernach vorihrem Wagen gebrauchete. Tzetz. ad Lycophr. v. 17. Es hat aber solches Pferd den Namen vielmehr von πήγος, fest, wohlgebauet, welches so wohl von einem Schiffe, als Pferde, gesaget werden kann, Frœl. tentam. p. 84. als, wie man insgemein will, von πηγὴ, Brunnen, entweder, weil es an den Brunnen des Oceans entsprungen, oder an dem Brunnen Pyrene angetroffen worden. Cnipping. ad Ovid. Met. IV. v. 785. & Strauch. Astrognos. §. 153. Indessen wurde es doch vom Jupiter endlich mit an den Himmel unter die Gestirne versetzet. Eratosth. Cataster. 18. & Hygin. l. c. Weil es aber einmal wider die Natur ist, daß ein Pferd Flügel haben, oder fliegen kann, so wird solcher Pegasus entweder auf ein Schiff gedeutet, welches dergleichen Wapen gehabt, Palæphat. & Tzetz. ll. cc. oder auch auf ein so schnelles Pferd, welches im Laufen gleichsam zu fliegen geschienen. Banier. Entret. XIII. ou P. II. p. 53. Dess. Erl. der Götterl. IV B. 380 S. Man trifft ihn vielfältig auf Münzen an, als auf denen aus [1911] der titiischen Familie, Havercam. Thes, Morell. T. I. p. 417. auf einer korcyräischen der Julia, des Kais. Severus Gemahlinn, Beger. Thes. Brand. T. II. p. 694. und einer korinthischen auf dieselbe; wie er denn überhaupt das Sinnbild von Korinth war; Vaillant. num. Colon. T. II. p. 27. desgleichen auch wohl nach Beschaffenheit der Umstände von Africa und Sicilien. Haverc. l. c. p. 491.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1910-1912.
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