Pholvs

[1993] PHOLVS, i, Gr. Φόλος, ου, ( Tab. XIV.) ein Centaur, der wegen seiner Gerechtigkeit und Gastfreyheit berühmt war. Theocr. Idyll. VII. 149. & Schol. ad h. l. Er wohnete auf dem Berge Pholoe, in [1993] einer Höhle; und, da Herkules dereinst, zu ihm kam, so that er ein Faß Wein auf, welches Bacchus noch selbst einem Centaur aus Olenus mit dem Befehle, gegeben, es nicht eher aufzuthun, als bis Herkules nach vier Menschen Altern in dasiger Gegend einkehren würde. Wie aber solcher Wein einen ganz sonderbaren Geruch von sich gab, so kamen die andern Centauren haufenweise nach des Pholus Höhle zu, der sich denn aus Furcht vor ihnen versteckte. Herkules aber setzete sich ihnen entgegen, als sie Gewalt brauchen wollten; und, da es endlich zum wirklichen Schlagen kam, so machte er den Daphnis, Argeus, Amphion, Hippotion, Oreus, Isoples, Melauchätas, Thereus, Dupon u. Phryxus von ihnen nieder, und die übrigen jagete er insgesammt in die Flucht. Allein, da Pholus die Ertödteten begrub, und einem davon den Pfeil, womit ihn Herkules erschossen, auszog, so verwundete er sich in denselben, und mußte an solcher Wunde sterben. Es begrub ihn darauf Herkules gar prächtig unter besagtem Berge, welcher eben von ihm den Namen Pholoe bekam. Diod. Sic. l. IV. c. 12. p. 154. Er soll sonst ein sonderbarer Wahrsager aus dem Eingeweide der Thiere gewesen seyn, der auch deswegen an den Himmel versetzet worden, und daselbst noch vor einem Altare steht, seine Wissenschaft zu üben. Hygin. Poët. Astron. l. II. c. 38. Sein Vater soll hiernächst Silenus, seine Mutter aber Melia, eine Nymphe, gewesen seyn, öbbemeldeles Faß Wein aber den Centauren gemeinschaftlich gehöret haben. Er eröffnete es aber, als Herkules einen Trunk Wein zu seinem Essen forderte, welches ihm Pholus gebraten aufsetzete, da er seines hingegen nur roh verzehrete. Apollod. l. II. c. 5. §. 5. Ob er übrigens auch der Pholus sey, der sich auf des Pirithous Hochzeit mit befand, sich aber noch mit der Flucht rettete, steht so genau nicht zu sagen. Ovid. Met. XII. v. 306.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1993-1994.
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