Polias

[2035] POLIAS, ădis, Gr. Πολιὰς, άδος, ein Beynamen der Minerva, unter welchem sie insonderheit zu Athen verehret wurde. Sie hatte daselbst ihren Tempel in dem obern Theile der Stadt, der insonderheit πόλις, oder die Stadt hieß, woher sie denn diesen Namen bekommen hat. Ihre Bildsäule sollte selbst von dem Himmel herab gefallen seyn. In ihrem Tempel brannte unter andern eine goldene Lampe, welche Kallimachus dahin verfertiget hatte, allemal ein ganzes Jahr Tag und Nacht, ehe das Oel darinnen verzehret wurde, weil das Tocht darinnen von karpasischem[2035] Flachse war. Pausan. Attic. c. 15. p. 81. cf. Spanhem. ad Callim. Hymn. in Pallad. v. 53. & Gyrald. Synt. XI. p. 349. Man verehrete solche Göttinn unter diesem Namen auch zu Erythrä, woselbst ihre Bildsäule einen Rocken in den Händen, und auf dem Haupte eine Himmelsku gel hatte; Id. Ach. c. 5. p. 406. imgleichen in Kreta, Spanhem. l. c. ferner zu Tegea, woselbst ihr Priester des Jahres nur einmal in ihren Tempel gieng; Pausan. Arcad. c. 47. p. 531. und zu Trözene, allwo sie diese Benennung bekam, da Jupiter wollte, daß sie solche Stadt mit dem Neptun gemein haben sollte. Id. Cor. c. 30. p. 142. Es war ihr ein Drache zur Bewachung zugegeben. Hesych. v. Ακροπόλις. Man glaubet daher, sie auf einem geschnittenen Steine zu sehen, wo sie im Gehen ist, den Schild am linken Arme und den Spieß mit vorwärts gekehrter Spitze auf der rechten Schulter trägt, vor ihr her aber eine sich aufgerichtete Schlange befindet. Maffei gem. ant. P. II. t. 72. p. 156.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2035-2036.
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